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In der November-Ausgabe von “Anthroposophie – Schweiz” befasst sich Maurice Le Guerranic mit der “Rudolf Steiner und der Geburt der Anthroposophie”. Er geht darin dem nach, was die Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie ist und stellt fest...

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Auf der Suche nach einer zeitgemässen Konstitution

Diese Suche nach geeigneten Lösungen bietet die Chance, in einem gemeinsamen Erkenntnisprozess die bestehenden Missverständnisse und Fehlinterpretationen im Zusammenhang mit der Anwendung dieser Instrumente zu klären.

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Philosophicum

Ende September wurde der Denkraum «Ethik der Wahrnehmung» eröffnet (und feierten auch noch 13 Jahre Philosophicum).

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Die September-Ausgabe von “Anthroposophie – Schweiz” startet mit dem Vortrag von Marc Desaules, den er am Freitagabend, 28. Juni 2024 als Eröffnung der öffentlichen Jahrestagung «Ein Anfang, ein richtiger Lebensanfang» der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz, gehalten hat

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Die Sommer-Ausgabe von “Anthroposophie – Schweiz” startet mit einem Beitrag zum 40. Geburtstag des Alters- und Pflegeheims Sonnengarten Hombrechtikon, der gefeiert wird mit einer Publikation zur Geschichte der Institution

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Anthroposophische Kunst- und Studientage

Der Christengemeinschaftspfarrer Daniel Hafner lädt seit ein paar Jahren Jugendliche zum Kennenlernen der Anthroposophie ein.

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Metamorphosen des Schopferischen

Die Vierteljahresschrift STIL: Goetheanismus in Kunst und Wissenschaft. Das schöpferische Motiv leitet alle Beiträge dieser Ausgabe

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Die zwei neuen Mitglieder im Vorstand

«Anthroposophie –Schweiz» IV 2024

Michèle Grandjean Cordes

An der Delegiertenversammlung vom 10. Februar 2023 wurden Michèle Grandjean Cordes und Jonathan Keller von den Delegierten einstimmig in den Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft AGS gewählt. Eine Wahl, die anderntags von den Mitgliedern herzlich begrüsst wurde. Wir berichteten darüber in «Anthroposophie – Schweiz» III 2023. Mit den folgenden beiden Porträts sollen die Impulse und Anliegen von Michèle Grandjean Cordes und Jonathan Keller sichtbar werden.

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Michèle Grandjean Cordes

Als L’Aubier am 8. Oktober 2023 zu «Zukunft säen!» einlud, hatte ich überraschend Gelegenheit, mit Michèle Grandjean Cordes ein Interview zu machen.

Aufgewachsen ist die 49-Jährige in der Nähe von Neuchâtel und besuchte dort die staatliche Schule bis zum Gymnasium. Ihre Eltern haben Marc Desaules, als sie zehn Jahre alt war, kennengelernt und mit dem Aufbau von L’Aubier angefangen. «So bekam ich den Aufbau von Hof und Hotel direkt mit.» Ein wichtiges Motiv in Michèles Jugend war, dass, ihre jüngere Schwester das Glück hatte, an die neu gegründete Waldorfschule im Nachbardorf und später in Bois Genoud zu gehen. «Es hat mich schon etwas gewurmt, wie sie die Schule erlebte und ich die meine – ihr Unterricht war spannend, in meinem reizte mich nichts …»

Aufbruch zum eigenen Zugang zur Anthroposophie …

Mit neunzehn ging Michèle Grandjean für neun Monate ins Camphilldorf Föhrenbühl am Bodensee, um mitzuarbeiten und gleichzeitig Deutsch zu lernen. An Anthroposophie interessiert, hatte sie vom Freien Jugendseminar in Stuttgart gehört. So ging sie mit den mittlerweile erworbenen Deutschkenntnissen in diesen einjährigen Kurs, an dem Menschen aus der ganzen Welt zusammenkommen, um Orientierungshilfen in Anthroposophie, Kunst und Berufswahl zu erhalten. «Dabei entdeckte ich für mich die Eurythmie, die Bothmer-Gymnastik und die Sprachgestaltung. Im Kursus Sprachgestaltung habe ich Christian und Cornelia Schlösser kennengelernt, die direkt nach dem Orientierungsjahr ihre Theaterakademie eröffneten – wohin neben mir ein Grossteil meiner Kolleginnen und Kollegen ging.» Gerne denkt Michèle an Cornelia Schlösser: «Sie hat uns sehr exakt wahrgenommen und uns geholfen, wirklich in der Sprache anzukommen… Sie hatte ein ‹drittes› Ohr!»

In dieser vierjährigen Ausbildung hat sie Christoph Cordes kennengelernt und kehrte mit ihm vor 23 Jahren in die Schweiz zurück. «Und dann kam auch schon Joana, unsere älteste Tochter.»

In dieser Zeit erwarb L’Aubier ein Haus im Zentrum von Neuchâtel. Michèle Grandjean Cordes Wunsch war es immer gewesen, in der Altstadt ein Café zu eröffnen, weil sie die spezifische Stimmung mochte. «Deshalb haben Christoph und ich die Chance ergriffen, das Café mit den zehn Gästezimmern auf die Beine zu stellen. Wir haben das Team ausgesucht, die Leute ausgebildet, es war einfach sehr viel. Wir hatten aber nie ein Problem, das Berufs- und das private Leben zusammenzuhalten, denn wir hatten eine starke Beziehung und uns verbanden auch dieselben Anliegen.»

Einige Jahre später traten sie in die Gesamtleitung von L’Aubier. Heute sind es acht Menschen, die dieses Leitungsgremium bilden und die verschiedenen Bereiche verantworten.

Selbst unterrichtete Kinder halten mit!

Daneben wuchs Michèle Grandjean Cordes in die Aufgabe, die eigenen Kinder zu unterrichten. «Wir lebten hier in L’Aubier im Paradies und wollten nicht die Kinder auf einen langen Schulweg schicken.» «Ich hatte immer so ein Idealbild …, die Kinder selbst zu unterrichten und ein Pferd zu haben. Ein Pferd deshalb, weil ein so grosses Tier einen in die Verantwortung nimmt und überdies einen Rhythmus vorgibt. Und man lernt im Umgang mit einem Pferd, dass man das, was man sagt, auch wirklich meinen muss. Diese Authentizität braucht man letztlich auch fürs Ausbilden – fürs Leben.» Dies wurde der Grundstock für die pferdegestützte Pädagogik und die Begleitung Erwachsener durch die Arbeit mit Pferden.

Für den Privatunterricht der Kinder wurde ein kleiner Raum gemietet. Und Michèle Grandjean Cordes und andere Mitglieder der Familie übernahmen je nach Interesse und Begabung für die Vermittlung des Lehrstoffs. «Ich bin ja keine Lehrerin, aber ich musste auch nicht Lehrerin spielen. Es wurde erlebbar, wie sehr wir Vertrauen in unsere Ressourcen haben konnten, grade weil wir uns unseres Mangels bewusst waren. Und für den Unterricht war eigentlich nur wichtig, dass ich mich für das, was ich vermitteln wollte, wirklich interessierte!» So resümiert Michèle Grandjean Cordes ihre pädagogische Erfahrung.

Für die Sozialisierung ihrer Kinder war das alles kein Problem, denn «sobald ein Lehrvertrag für Auszubildende unterschrieben ist, interessiert sich niemand mehr für die absolvierten Schulen, und ein Studium wird dann auch wieder möglich. Ich denke, dass es bei vielen Eltern eine Ausrede für unterbliebene Anstrengungen ist, wenn sie glauben, dass ihr Kind in der Schule dann schon sozialisiert werde.»

Die Ausbildung zur Selbständigkeit

Weil immer wieder junge Menschen angefragt haben, wie L’Aubier aufgebaut worden sei und Marc Desaules an verschiedensten Orten genau darüber Vorträge hielt, kam man vor rund zehn Jahren auf die Idee, einen entsprechenden Ausbildungsgang zu schaffen: «So erarbeiteten alle Verantwortlichen von L’Aubier für die jungen Menschen mit den verschiedenen Impulsen, die hier zusammenkamen, eine Art Panorama: Was bedeutet, verantwortlich, Unternehmer zu sein – was möchten wir der Jugend weitergeben? Für mich ist klar, ich möchte Vertrauen zu sich selbst und in die Welt wecken und vor allem auch, Verkrampfungen abbauen. Die jungen Menschen sind heute viel zu sehr auf Leistung ausgerichtet, aufs Gut-sein-in-der Schule, an der Universität, um dann eine Karriere zu starten. Und mit dreissig, vierzig kommen sie in eine Lebenskrise, in der sie sich fragen, ob das, was sie tun, überhaupt Sinn macht. – Gerne möchte ich beitragen dazu, dass man es anders machen, es anders denken kann, dass man statt einer Karriere seinen inneren Impulsen folgen kann. Dafür braucht es eigentlich ‹nur› Selbstvertrauen, Wachheit, Mut und ein Bewusstsein für die Bedürfnisse der Umwelt und der anderen – beispielsweise, dass man beim Kauf eines Produkts darauf achtet, dass der andere angemessen bezahlt wird. Es geht darum, aufzuzeigen, wie man Träume realisiert.»

Die Ausbildung «Selbständigkeit wagen» hat jetzt schon acht Jahre lang junge Menschen ins Unternehmertum geführt und eine Lebensorientierung gegeben– eindrücklich ist, wie die Absolventen L’Aubier verbunden bleiben und in Treffen, wie es gerade einen Tag vor meinem Besuch, am 7. Oktober 2023, eines in der Akademie gegeben hat, den nachkommenden Studentinnen und Studenten erzählen, wie sie vorgegangen sind, welche Probleme sie hatten. Und sie kommen auch immer noch mit Fragen, wenn etwas drückt…

Welchen Hauptimpuls möchte Michèle Grandjean Cordes in den Vorstand einbringen?

Seit Februar im Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft, hat Michèle Grandjean Cordes bisher an den bestehenden Projekten mitgearbeitet, die auf dem Weg sind, wie die Weihnachtstagung 2023. Ihren Impuls in ihrer Mitarbeit im Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz sieht sie darin, Generationen-Brücken zu schlagen. «So viele Junge haben existenzielle Fragen, und irgendwie erscheint ihnen unsere Gesellschaft nicht attraktiv genug. Ich mag die jungen Leute, ich mag ihr Lachen, ihre Fragen, ihr Staunen, ihr Bewegtsein von den Ereignissen in der Welt. Anthroposophie heisst sachgemässes Denken und Wahrnehmen in der Frage, was der Mensch bedeutet und soll – ‹Wer bin ich?› Dies zu wissen wäre gerade für junge Menschen unbedingt hilfreich. Denn sie stehen ja in diesen Fragen, in diesen Herausforderungen, wofür sie einen Boden haben müssten. Ich möchte im Vorstand etwas in dieser Richtung tun.»

Sie hält einen Moment inne, setzt nochmals an: «Eigentlich würde ich auch gerne den Menschen, die gerade beginnen, sich für Anthroposophie zu interessieren, deutlich machen, dass wir keine Riesensache daraus machen müssen. Jeder kann sich mit ihr verbinden und würde dadurch nichts verlieren – sie würde nur sein Leben reicher machen.»             Konstanze Brefin Alt

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Jonathan Keller

Jonathan Keller

Geboren ist Jonathan Keller 1976. Seine Jugend verbrachte er in Wängi, Thurgau. Den Kindergarten absolvierte er noch staatlich und besuchte dann die neu eröffnete Steinerschule Wil, die seine Eltern mitbegründet hatten. «Diese Schule hiess übrigens ‹Freie Volksschule Wil› – meine Eltern gehörten noch zu der Generation, die aufgrund der inneranthroposophischen Zwistigkeiten der Anthroposophischen Gesellschaft nicht beitraten. Die Schule war trotzdem ganz dem Menschenbild Rudolf Steiners verpflichtet.»

Die Wiler Schule besuchte Jonathan Keller acht Jahre – und anstatt danach an die Schule in Winterthur oder St. Gallen zu gehen, entschied er sich aus einem inneren, logisch nicht nachvollziehbaren Impuls, das neunte bis zwölfte Schuljahr in der Rudolf Steiner Schule in Wetzikon zu absolvieren. «Dabei nahm ich anderthalb Stunden Schulweg in Kauf… Diesem Schritt verdanke ich das Kennenlernen von für mein Leben wichtigen Menschen.» Mit der Maturität schloss er seine Grundschulbildung ab.

Von der grossen weiten Welt zu sich selbst

Danach studierte Jonathan Keller Wirtschaftswissenschaften an der Universität Zürich. «Ich wollte Karriere machen, habe bei Price Waterhouse Coopers in der Abteilung Firmenkäufe und -verkäufe, gearbeitet und mit Aktien spekuliert. Nach einem Jahr habe ich aber das Studium abgebrochen und bin auf eine Südamerika-Reise gegangen.»

Diese Reise wurde wichtig für seinen weiteren Lebensweg, auch wenn sich die Bedeutung erst nach und nach offenbarte. So lernte er in Kolumbien jemanden kennen, dessen Freundin mit dem Roten Kreuz in die Schweiz flüchten konnte. Als er in die Schweiz zurückreiste, gab ihm dieser Freund von ihr Geschenke für sie und ihre Kinder mit. «Klar, habe ich alle Päckchen und Spielsachen geöffnet, um sicherzustellen, dass ich nicht Kokain transportiere – und brachte ihr die Geschenke in die Asylunterkunft.» Nun lernte er sie und ihre Geschichte kennen und unterstützte sie und die Kinder bei ihrem heimisch werden in der Schweiz: «Die Kinder konnten die Steinerschule besuchen und die Mutter eine Demeter-Landwirtschaftsausbildung absolvieren.»

Jonathan Keller setzt nochmals bei dieser Südamerika-Reise an: «Sie war eigentlich eine Flucht vor meinem Lebensstil in Zürich und vor mir selbst. Angeregt durch die offensichtlichen sozialen Ungleichgewichte kamen mir während der Reise die Keime, die in der Rudolf Steiner Schule angelegt worden waren, zum Bewusstsein. Interessanterweise habe ich in dieser Zeit auch alle Gewinne aus meinen Aktien wieder verloren – das war während der Dotcom-Blase im Jahr 2000. Ein Jahr später – wieder zurück in der Schweiz – schrieb ich mich in die Pädagogische Hochschule in Zürich ein, schloss mich einer ultralinken Gruppierung an und organisierte Anti-WEF-Demonstrationen. Ich realisierte jedoch schnell, dass die Kritik zwar berechtigt, der Ansatz aber nur destruktiv ist, ohne wirklichkeitsgemässe Impulse und Ideen, wie man die Probleme angehen könnte. Schliesslich brachte mich eine weitere kleinere Flucht auf einen Bauernhof in der Toskana, wo ich Geissen hütete. Als Lesestoff hatte ich Carlos Castaneda und die ‹Theosophie› von Rudolf Steiner (aus dem Büchergestell meiner Eltern) dabei. In der ‹Theosophie› fand ich, was ich gesucht hatte. Mein zweites Buch war ‹Die Kernpunkte der sozialen Frage›, das mir Perspektiven zur Lösung der gesellschaftlichen Probleme aufzeigte, ohne dass ich damals wusste, wie sich das umsetzen liesse.

Während der Lehrerausbildung begann ich, alles zu lesen, was Rudolf Steiner zur Pädagogik gesagt hatte, und für meine Mitstudierenden organisierte ich an der Pädagogischen Hochschule öffentliche Vorträge von Thomas Stöckli und anderen anthroposophischen Referenten.»

Innere und äussere Verwurzelung

Mit 28 Jahren wurde Jonathan Lehrer, zuerst ein Jahr an der Staatsschule, danach an der Rudolf Steiner Schule Zürich, wo er 15 Jahre blieb. Während des zweiten Klassenzuges begann er, als Mitglied der Schulleitung mit Schwerpunkt Finanzverantwortung tätig zu werden. Parallel dazu durfte er sich mit dem Christengemeinschaftspriester Cristóbal Ortín und anderen an der Entwicklung von confoedera beteiligen, deren Geschäftsführung er dann übernehmen konnte.

Heute hat Jonathan Keller zusammen mit seiner Frau vier Kinder und sie teilen sich die Klassenführung der jetzigen 4. Klasse an der Rudolf Steiner Schule Zürcher Oberland in Wetzikon. «Ich erteile die Epochen und sie ist zuständig für den restlichen Unterricht der Klassenlehrerin, während ich nach Hause gehe, um für confoedera oder die anderen Projekte zu arbeiten.»

2009 wurde Jonathan Keller Mitglied der Christengemeinschaft, im gleichen Jahr auch Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft und seit rund vier Jahren ist er Hochschulmitglied. «Ich war vom familiären Hintergrund her eigentlich eher auf Distanz zur Gesellschaft ausgerichtet, habe aber gelernt, dass man sich mit einer Sache verbinden muss, wenn man etwas verändern will.»

Als Jonathan Keller vor etwas mehr als einem Jahr angefragt wurde, ob er im Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz tätig sein wolle, konnte er zwar zusagen, jedoch mit der Einschränkung, dass er sich erst in anderthalb Jahren initiativ einbringen kann. Dann wird er nämlich seine Klasse turnusgemäss an die nächste Lehrperson übergeben.

Welchen Hauptimpuls möchte Jonathan Keller in den Vorstand einbringen?

Etwas zögernd antwortet er: «Ehrlich gesagt, habe ich grossen Respekt vor dieser Aufgabe, weil ihr Inhalt nur zum kleinen Teil von aussen vorgegeben ist … Sie ist wie ein weisses Blatt. Wenn man allgemein fragt, was ist die Aufgabe der Schweizer Landesgesellschaft, scheint das im Moment sehr offen zu sein. Dazu gehören auch Aspekte wie dieser, dass die Zweige überaltern, die meisten Neuzugänge über die Einzelmitgliedschaft kommen usw.… Wie kommt man mit diesen Menschen in Kontakt? Das Einzige, was klar ist: Was immer geschehen soll, es passiert nur etwas, wenn Menschen da sind, die Initiative ergreifen.»

Ein Anliegen sind ihm die Treffen der Arbeitsfelder: «Hier geht es mir darum, am Bewusstsein von der grossen Bedeutung staatlicher und wirtschaftlicher Unabhängigkeit im Geisteslebens zu arbeiten. Die Tatsache, dass man sich in den anthroposophischen Ausbildungen in den letzten Jahrzehnten darum bemüht hat, staatliche Anerkennung zu erhalten, führte neben den Vorteilen auch dazu, dass das Geistesleben in die Abhängigkeit des Staates geraten ist. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass sich die anthroposophischen Arbeitsfelder möglichst weitgehende Autonomie bewahren können. Rudolf Steiner sagte an der Weihnachtstagung 1923/24, dass wir uns nicht bei den anderen anbiedern sollen: ‹Sondern wir werden nur voll genommen werden, wenn wir uns in jedem Augenblick mit unserem Tun verantwortlich fühlen der geistigen Welt gegenüber, wenn wir wissen: Die geistige Welt will mit der Menschheit in dem gegenwärtigen Augenblick der historischen Entwickelung etwas, will dieses Etwas auf den verschiedensten Gebieten des Lebens, und an uns ist es, klar und wahr den Impulsen aus der geistigen Welt heraus zu folgen.› (GA 260) Das bedeutet nicht unbedingt, den erreichten Bestand zu gefährden, aber wir dürfen uns auch nicht verleugnen. Und das kann in letzter Konsequenz heissen, dass man einen eigenen Ausbildungsgang hat, der eben nicht staatlich anerkannt ist, oder Arbeitsstrukturen, die der Staat nicht fördert, sogar zu verhindern sucht. Denn wenn wir uns aus falsch verstandenem Pragmatismus in das bestehende System einordnen, dann wird genau dieses System dazu führen, dass die Anthroposophie aus unserem Arbeitsbereich verdrängt wird.»

Aufgrund seiner Ausführungen wird evident, wie zentral die Dreigliederung des Sozialen Organismus für Jonathan Keller ist, deshalb liegt hier auch sein besonderes Interesse: «Ich will mich, wo immer ich kann, dafür einsetzen, dass die Soziale Dreigliederung in der Anthroposophischen Gesellschaft mehr zum Bewusstsein und bis in die Organisation hinein zum Tragen kommt. In dieser Hinsicht ist zum Beispiel sehr interessant, was gerade in der Gruppe, in der es um die Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft geht, geschieht und möglich erscheint.»

Konstanze Brefin Alt

 

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