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Rudolf Steiners öffentliche Wirksamkeit
Zum 100. Todestag Rudolf Steiners erscheint im renommierten Schwabe Verlag Basel eine umfangreiche Publikation von Peter Selg mit dem Titel: «Rudolf Steiner und die Anthroposophie. Studien zu Leben und Werk».
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Schweizer Mitteilungen
Die März-Ausgabe 2025 starten wir mit einer Textpassase zu Rudolf Steiners öffentlicher Wirksamkeit aus dem Buch «Rudolf Steiner und die Anthroposophie» von Peter Selg, das ab 10. März beim Schwabe Verlag Basel lieferbar sein wird.
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Gerhard Reisch (1899-1975) 50. Todestag
11. Februar 2025 - Das Datum markiert 50 Jahre, seit Gerhard Reisch (1899-1975) auf die „Grosse Reise“ in die Sternenreicheging, die Ein Totenbuch darstellt, das er 1946 erstmals veröffentlicht. Sein Lebenswerk der meisterhaft gestalteten Imaginationen und meditativen Sprüche kursieren heute in neun Sprachen und über 45 Nationen weltweit.
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Das Jahr 100+1
Jahresberichte des Vorstandes der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz - Jonathan Keller, seit 2023 im Vorstand
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Das Jahr 100+1
Jahresberichte des Vorstandes der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz - Milena Kowarik, seit 2020 im Vorstand
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Das Jahr 100+1
Jahresberichte des Vorstandes der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz - Michèle Grandjean Cordes, seit 2023 im Vorstand
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Das Jahr 100+1
Jahresberichte des Vorstandes der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz - Clara Steinemann, seit 2005 im Vorstand
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Vergänglichkeit: Was allem Leben Wert, Würde und Interesse verleiht
Inhalt | Die Christengemeinschaft | September 2020

Vergänglichkeit – wer verbirgt sich hinter diesem Namen?
Wir haben kaum ein Bewusstsein von den Engeln und anderen höheren himmlischen Wesen, die um uns sind und uns mit ihrem Wirken das Leben möglich machen, ratend und helfend und bis in unsere Leibesfunktionen hinein tätig, und weil wir sie nicht bemerken und darum auch keinen Anlass verspüren, uns ihnen zuzuwenden, fragen wir nicht, wie sie wohl heißen mögen. Immer wieder aber geben wir ihnen Namen, ohne zu wissen, dass wir von ihnen sprechen. In der folgenden Betrachtung wollen wir den Zügen und Absichten eines solchen uns verbundenen, helfenden Wesens nachspüren, den Wesenszügen des Engels, von dem wir sprechen, wenn wir »Vergänglichkeit« sagen.
Vergänglichkeit – wer verbirgt sich hinter dieser Erfahrung und was sind seine Absichten und Hilfestellungen?
***
hingeschaut
Künstlerporträt 7
Anne Dingkuhn
Leben mit dem Evangelium |
Reifekraft entfalten 7
Georg Dreißig
Thema
Vergänglichkeit: Was allem Leben Wert,
Würde und Interesse verleiht 9
Georg Dreißig
»Wenn nur Schönheit da ist …« 12
Jürgen Raßbach
Positive Resignation 14
Georg-Henrich Schnidder
Geheimnis und Offenbarung des Eisens 16
Bertolt Hellebrand
Kunst und Vergänglichkeit 19
Miriam Röger im Gespräch mit Tom Tritschel
Die Schönheit der Vergänglichkeit –
eine japanische Sichtweise 23
Franziska Ehmcke
religiöses Leben
Zukunftsfragen des Christentums VIII
Potentiale des Menschseins entfalten –
Hochzeitsverbund 27
Ulrich Meier
Biblische Begegnungen | Was es bedeutet,
einen Gelähmten zu heilen 29
Ruth Ewertowski
Tanzen in Dreifalt:
die Mysterien der Trinität II 32
Mathijs van Alstein
Biografisches
Alexander Men 36
Ernst-Jörg von Studnitz
Bücher
Ein wichtiges Plädoyer für
menschliche Intelligenz (Dellbrügger) 38
Christine Gruwez
Erster Teil der Albert-Steffen-Biographie
erschienen (Steffen) 39
Andreas Jost
Friedrich Doldinger (Selg) 41
Frank Hörtreiter
Kalender (Findling e.V.) 42
Ulrich Meier
Glückspilze & Unglücksraben
Dass durch dich ein oder zwei Menschen
besser sich glücken 43
Stefanie Rabenschlag
Veranstaltungen 44
Impressum 45
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Vergänglichkeit: Was allem Leben Wert,
Würde und Interesse verleiht
von Georg Dreißig
Sie werden überrascht sein, mich auf Ihre Frage, woran ich glaube oder was ich am höchsten stelle, antworten zu hören: es ist die Vergänglichkeit. – Aber die Vergänglichkeit ist etwas sehr Trauriges, werden Sie antworten. – Nein, erwidere ich, sie ist die Seele des Seins, sie ist das, was allem Leben Wert, Würde und Interesse verleiht, denn sie schafft Zeit – und Zeit ist, wenigstens potentiell, die höchste, nutzbarste Gabe
Thomas Mann
***
Der graue Schleier über unserer Welt
Wie leicht wird ein Wesen verkannt! Gerade auch die Vergänglichkeit muss dies immer wieder erfahren und erleiden. Wem würde es schon warm ums Herz, wenn von ihr gesprochen wird! Weit eher wird sie als ein Fluch erlebt, der sich über alles legt, was sich einer hoffnungsvoll und im Vertrauen auf die eigene Kraft anschickt zu tun. Sie heftet sich als ein Verhängnis an das, was er sich neu und glänzend erwirbt, verurteilt schon zum Untergang, was gerade erst von Aufgang träumt, von Geburt.
Welch ein Kummer, wenn dem Kind das Spielzeug zerbricht, die Sandburg einstürzt, das Gemälde misslingt! Aber auch welch ein Schritt zu innerem Wachstum, wenn es lernt, dies zu ertragen, neu zuzugreifen und geduldig weiter zu probieren, wohl wissend um die Vergänglichkeit, aber dieses Wissen zugleich verwandelnd in das Vertrauen auf das Ausreifen der eigenen Fähigkeiten.
Wie viel schwerer wiegt gegenüber dem Kinderschmerz die Erfahrung im späteren Alter, wenn etwas lange und unter Einsatz der Lebenskraft Erstrebtes nicht weitergeführt werden kann. Hundert Gründe mag es dafür geben – plötzlich fehlt es an Mitteln, an Ideen, an Mitarbeitern, an Lebenskraft, es gibt Streit, Verleugnung, Entfremdung, Pandemie … Wie sie auch alle heißen mögen, alle stehen im Dienst der Vergänglichkeit. Es hatte doch so gut, so hoffnungsvoll begonnen. Und jetzt? Nichts als Misserfolg, Enttäuschung, Scherben.
Nichts als Misserfolg, Enttäuschung, Scherben? Just von der Vergänglichkeit spricht Thomas Mann, 74-jährig rückblickend auf seine Biografie, als von derjenigen, die »allem Leben Wert, Würde und Interesse verleiht«. Was zeigt sich dem Blick des Altgewordenden, das sich der Jugend verhüllt? Was verleiht sie, die doch alles zu nehmen scheint?
Hier nimm! Hier wage! Hier entfalte dich!
Tatsächlich ist die Vergänglichkeit immer da, ist in allem dabei. Jede Epoche des Lebens ist von der unleugbaren Tatsache ihrer heimlichen Anwesenheit gezeichnet. Verborgen hinter der Fülle der Entfaltungen und Verwandlungen, hinter den Farben, Düften und Klängen, hinter Formen und Bildungen, Lachen und Leben, dem Spiel von Wind und Wolken, von Regen und Sonnenlicht tut sie ihr stilles Werk. Allem Blühen und Singen, Graben und Greifen, Verwerfen und Neugestalten, Planen und Bauen und Bewohnen prägt sie, wenn auch zunächst ganz unscheinbar, ihr Siegel auf: Dies alles wird vergehen.
Was ist das für ein Wesen, das uns fortwährend nimmt und sich dabei doch ständig aus unserer Wahrnehmung herauszieht, als wollte es keine Zukunft trüben, keinen Griff entkräften, kein Ideal schwächen, das Raum lässt für Hoffnung, Raum für Erwerb, Raum für Träume? Damit das Leben gelingen kann, musst du dich ablenken von ihr, dich blind machen für sie. Dennoch ist sie da, alles durchwaltend, dir alles gewährend und dir letztlich doch alles entringend zugleich. Dein allererster Handgriff ist auch ihr allererster bereits, der erste Schrei des Lebens die erste Kunde ihrer Patenschaft. Aber sie spricht ganz leise, übt sich in höflichster Zurückhaltung. Sie ist da und steht doch lächelnd zurück, trübt nicht deine Freude, deinen Tatendrang, dein Zugreifen. Sie ist da, alles begleitend, alles ermöglichend, wohl wissend, dass alles, was da entsteht, ihr eigen ist, jetzt bereits, da sie auf ihr Eigentum gar nicht pocht, da sie es im Gegenteil freigebig zur Verfügung stellt dem, der es ergreifen will: Hier nimm! Hier wage! Hier entfalte dich!
Den Zauber, der jedem Anfang innewohnt und uns beschützt – Hermann Hesse spricht von ihm in seinem Gedicht »Stufen« –, lässt sie ungetrübt walten, mehr noch: Er ist ihre eigenste Gabe. Den Augenblick gibt sie frei, ja, sie räumt ihn frei für dich, immer wieder den Augenblick, in dem du den Schritt tust vom Plan zur Tat, vom Bild zur Bildung, den Moment, da du die Erde voller Ideen, voller Lust ergreifst. Diesen Augenblick räumt sie dir frei von allem Alten, Verbrauchten, das ihn dir verschütten könnte, lässt zu, dass keine Trübung aus ihrem Wesen darauf fällt, kein Vergangenes ihn von vornherein verschattet, dass im Jetzt nur die ewige Möglichkeit jubelt, so hell, so verheißungsvoll. Dieser immer wieder frische Augenblick ist diejenige Zeit, die Thomas Mann rückblickend auf sein Leben als »die höchste, nutzbarste Gabe« der Vergänglichkeit erlebt, die einzige Zeit, die in unsere Hand gegeben ist.
Aber sie ist da, die Vergänglichkeit – in allem, es fortwährend durchströmend und leise, aber unabänderlich in die eine, die ihr eigene Richtung lenkend und leitend.
Was sie anstrebt, ist Enthüllung
Just indem sie alles fortwährend so durchströmt und ins Vergehen lenkt, klärt sie den Augenblick, dass er unverstellt erscheinen kann. Nicht im Fortnehmen, im Auflösen, im Vernichten zeigt sich ihre Absicht, sondern in dem, was sie freilegt und dadurch der Wahrnehmung öffnet – als würde ein vielfarbiger Schleier zurückgezogen, eine Ikonostase geöffnet und der Blick auf das Eigentliche, die Wirklichkeit, zugelassen. Indem sie nimmt, belebt und erfrischt sich – oft schon im Vergehen – die Erinnerung nicht nur an das, was war, sondern auch daran, wo es seinen Ausgang, seinen Ursprung genommen hat. Damit öffnet die Vergänglichkeit die Wahrnehmung des Unvergänglichen, desjenigen, aus dem einmal der Impuls zu Schöpfung und Tat geflossen ist und aus dem er jederzeit zu neuer Schöpfung und frischer Tat fließen kann. Hinter dem Vergänglichen wird ein lebendig pulsendes Unvergängliches als ewig frisch quellende Wirklichkeit tastbar: die Idee, die Absicht, das Ziel. Die Ideen, Absichten, Ziele sind dem Wirken der Vergänglichkeit nicht unterworfen, ihnen dient sie im Gegenteil zu ihrer Erfrischung, ihrer ewigen Jugend in unserer Menschenwelt. Freigeräumt von allem Gewordenen, das immer auch von unserem eigenen Versagen gezeichnet ist, leuchten sie wieder auf, laden zu neuem Griff und neuem Werden ein.
Der vor 75 Jahren, am 23. April 1945, in Plötzensee hinterrücks erschossene Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer spricht diese Erfahrung in dem Sonett »Wandlung« an:
Von dem, was uns in jungen Jahren band
an Wunsch und Wort in menschlichen Gestalten,
wie wenig hielt den tödlichen Gewalten
im letzten Prüfen unsrer Seele stand!
Wie vieles, was wir früher kaum gesehn,
ist heute nah mit ungeheurem Wirken:
Wir nähern uns den heiligen Bezirken,
vor denen scheu wir nun in Ehrfurcht stehn …
Wie Gold und edle Steine sich im Sand
verborgen halten, bis der Sand verweht
und ihr Gewicht allein im Sturm besteht,
so hebt sich nun aus allem lauten Tand
das Unvergängliche. Das Ich wird still,
wenn Es in ihm schon leise beten will …
Die Vergänglichkeit öffnet die Wahrnehmung für das Unvergängliche, das der Dichter als im Innersten seines Wesens betend erlauscht.
***
Dankbar im Tod
Wie geradezu segensvoll kann das Erlebnis der Vergänglichkeit empfunden werden, das sich für den auf den Tod Zugehenden einstellt, indem er sie als befreiende, erlösende Helferin an seiner Seite spürt! Welch Segen, dass ich ablegen, mich lösen, zurücklassen darf! Dass es dieses Wesen gibt, das empfängt, das vermag, das hart Gewordene aufzulösen und seinem Ursprung wieder zuzuführen.
So ahnen wir: Nicht die Wirklichkeit lässt sie vergehen; sie nimmt sich, was aus der Wirklichkeit herausgelöst wurde, selbständig wurde, sich in Eigensein und Eigensinn verschloss. Die Vergänglichkeit empfängt es, umschließt es und lässt es, ihm achtungsvoll hingegeben, vergehen, löst es auf, löst dich heraus aus Verbundenheit, aus Verkettung. Indem sie dies tut, zieht sie den Vorhang beiseite, langsam, unendlich langsam, den Schleier, der den Blick auf die Wirklichkeit verstellt. Das ist zu bemerken jedes Mal, wenn die Vergänglichkeit für einen Augenblick selbst in die Wahrnehmung eintritt. Wo sie nimmt, forträumt, platzschaffend, da kann es hinter ihr aufleuchten, noch nicht in klaren Konturen, aber konkret ahnbar, das, was sie enthüllen will und was sie selbst dereinst in die Verwandlung aufnehmen wird. Der Ort senkt sich in die Wahrnehmung, der frei geräumte, dessen Leere von allem erfüllt ist: der Augenblick, der die Ewigkeit fasst.
Menschenziele – Weltenziele
In der Taufe der Christengemeinschaft findet die Asche als Taufsubstanz Verwendung, jene Substanz also, die so deutlich wie keine andere von der Vergänglichkeit kündet. Mit ihr im Zusammenhang wird im Vollzug dieses Sakramentes aber nicht von Vergänglichkeit gesprochen, sondern von Zielen: zum einen vom allerneuernden Ziel des Menschen und zum anderen von den Weltenzielen, und es wird deutlich, dass der Segen der Taufe auch darin besteht, dass sich die Menschenziele in Weltenziele verwandeln können, so dass die Welt mit dem Menschen und durch ihn ihre Ziele erreichen kann. Im Vergehen dessen, was geworden ist, leuchten sie hell und unverstellt auf als das, was geschaffen hat und was aufs Neue schaffen kann und will. Zu dieser Sphäre ewiger Erneuerung öffnet die Vergänglichkeit dem Menschen den Zugang: Lass fahren, was geworden ist, und finde im Chaos den Zugang zu neuem Werden!
Welch segensreiches Können liegt in der Fähigkeit, fest Gewordenes aufzulösen, Gewordenes zu veraschen, zu chaotisieren und neuem Werden zuzuführen! Die Vergänglichkeit stellt sich uns zur Seite in ihrem grauen, mit Goldglanz gefütterten Mantel, unaufdringlich, aber treu, um im Nehmen neues Empfangen zu ermöglichen.
Wir fragten uns am Anfang, wen wir da wohl benennen, ohne zu wissen, dass wir von einem Engelwesen sprechen. Jetzt ahnen wir vielleicht: In ihrem Wirken offenbart sich das Tun eines hohen Kreises himmlischer Geister, die der Zukunft dienen und die uns Menschen erwürdigen, in ihrem Kreis als Diener zukünftigen Werdens mitzuwirken. Dafür räumt sie uns immer wieder zuverlässig den Platz und die Zeit frei von aller Verstellung, allem Misslungenen, allem aus der Wirklichkeit Herausgefallenen, den inneren Ort, an dem uns im Augenblick die Ewigkeit berühren kann, um neu und frisch in unser Wesen einzuströmen. Diese Begegnung mit dem ewigen Grund, dem Quell alles Werdens zu ermöglichen, ist Absicht und Hilfestellung ihres Wesens.
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Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus
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