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Vertieftes Menschenverständnis

Seit dem 20. Jahrhundert stellt sich die Frage, ob der Mensch und sein Verhältnis zu einem Göttlichen Gegenstand einer wissenschaftliche Betrachtung sein kann, ohne in vor-aufklärerische Haltungen zurückzufallen.

Anthroposophie ist ein Versuch, diese Frage positiv zu beantworten.

"Nicht mit Unrecht darf gesagt werden, von einem Kinde kann auch der Weiseste lernen. Denn was an dem Kindearbeitet, ist die Weisheit, die dann später nicht in das Bewußtsein eintritt, und durch welche der Mensch etwas wie einen «Telephonanschluß» nachden geistigen Wesenheiten hat, in deren Welt er sich zwischen dem Tode und einer neuen Geburt befindet."

 

R. Steiner, Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit, GA 15, 20. August 1911

Das gestärkte Bewußtsein

Von den grossen Erzählungen

In der Vergangenheit hat die kulturelle und individuelle Identitätsbildung weitgehend durch die "grossen Erzählungen" der Menschheit stattgefunden: Mythen der Weltentstehung, Offenbarungen und Prophezeihungen, die religionsstiftenden Urkunden.Die Neuzeit hat an diese Stelle zunehmend eine natur-orientierte "Erzählung" gesetzt. 
Ermangelte die frühere Form der Identitätsbildung einer wissenschaflichen Form, die unabhängig von Offenbarung und Religion ist, so setzt die an der Natur gewonnene Einsicht über den Menschen der Frage nach seinem eigenen Wesen enge Grenzen. 
Seit dem 20. Jahrhundert stellt sich die Frage, ob der Mensch und sein Verhältnis zu einem Göttlichen Gegenstand einer wissenschaftliche Betrachtung sein kann, ohne in voraufklärerische Haltungen zurückzufallen.

Anthroposophie ist ein Versuch, diese Frage positiv zu beantworten.

Einerseits können die durch die neuzeitliche Entwicklung gewonnenen Fähigkeiten auch für eine übersinnliche Erforschung der Entstehung und Entwicklung von Mensch und Welt erweitert werden, so dass neue "Erzählungen" entstehen, die auf die produktive Kraft des einzelnen Menschen bauen. 
Andererseits kann so die Beschäftigung mit"alten Erzählungen" zu einem vertieften Menschenverständnis und zu einer menschheitlichen Toleranz und Akzeptanz beitragen.

 

Rudolf Steiner, Das Geheimnis der Trinität, Der Mensch und sein Verhältnis zur Geistwelt im Wandel der Zeiten, GA 214, Basel, Rudolf Steiner Verlag, 20063.