FondsGoetheanum: Lasst uns Kind sein

Kindernahrung - kein Einheitsbrei

Immer mehr wird erkannt, wie wichtig die Ernährung für das Wachstum und die Entwicklung der Kinder ist. Dabei kommt es nicht nur auf die ausreichende Menge, sondern auch auf die Qualität und Zusammensetzung der Lebens-Mittel an. 

Im Mutterleib wird das Kind durch das mütterliche Blut mit allen Nährstoffen versorgt. In dieser Zeit ist die Ernährung der Mutter wichtig. Der negative Einfluss von Genussmitteln wie Nikotin oder Alkohol ist bekannt. Aber es gibt natürlich einen positiven Einfluss der Ernährung der Mutter auf das Kind, wenn sie ausgewogen und reich an frischem Gemüse und Obst ist. Auch die Bio- bzw. Demeter-Qualität trägt zur gesunden Entwicklung des ungeborenen Kindes bei. Nicht nur die Nährstoffe sind wichtig, sondern auch der Geschmack, denn bereits im Mutterleib nimmt das Kind Aromen im Fruchtwasser wahr, in welches diese durch die Nahrung der Mutter hineingelangen.

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Breie aus frischen, ökologischen Zutaten sind gesund, schmecken herrlich und entwickeln den Geschmackssinn.

Das Säuglingsalter

Nach der Geburt fängt eine neue Phase der Ernährung an, die idealerweise von der Muttermilch bestimmt ist. Diese ist den Bedürfnissen des Säuglings angepasst und bringt zu jeder Mahlzeit leichte Nuancen im Geschmack, was die Sinneserfahrungen des Kindes bereichert. Die WHO empfiehlt, das Kind sechs Monate mit Muttermilch zu ernähren. Es sollte wenigstens vier Monate gestillt und erst dann mit der Beikost begonnen werden. Falls eine Mutter nicht stillen kann, muss dem Kind eine entsprechend hergestellte Flaschennahrung gegeben werden, die den Nährstoffen der Muttermilch nachgebildet ist. Sie sollte auch geschmacklich akzeptabel sein. Vielleicht kosten die Eltern einmal, was das Kind zu trinken bekommt. Es gibt durchaus Unterschiede in der Qualität, bei den Zutaten sowie im Verarbeitungsgrad.

Vom Stillen zur Beikost

Die nächste Phase der Ernährung beginnt, wenn das Kind sitzen kann, sich selbst mehr bewegt und dadurch einen steigenden Nahrungsbedarf hat. Dazu gehört auch ein Interesse an anderer Nahrung. Beikost heisst, dass sie neben oder mit der Muttermilch gegeben wird und langsam die flüssigen Mahlzeiten ersetzt. Forschungen haben ergeben, dass Nahrungsbestandteile wie Gluten (Eiweiss von Weizen, Dinkel, Gerste) besser verträglich sind, wenn gleichzeitig noch gestillt wird. Für die meisten Kinder sind die Breie jetzt die richtige Nahrung. Kauen und Schlucken gelingen am besten, je feiner die Mahlzeiten püriert sind. Langsam werden so die verschiedenen Lebensmittelgruppen eingeführt: Gemüse und Obst, Getreide und Milch, Fette und eventuell auch Fleisch. Man kann ein Kind aber auch gut laktovegetarisch ernähren. Eine vegane Ernährung ist risikoreich, wenn nicht verschiedene Nährstoffe ergänzt werden. Breie lassen sich leicht aus frischen, ökologischen Zutaten, z. B. in Demeter-Qualität, zubereiten. Dies erfordert nur wenig Kocherfahrung und Zeit. Fertige Babynahrungsgläschen müssen aus hygienischen und Haltbarkeitsgründen hoch erhitzt sein. Sie sind für Reisen und unterwegs natürlich sehr praktisch. Sie stehen auch in Demeter-Qualität zur Verfügung. Essen ist ein sozialer Vorgang und verbindet uns mit dem Leben. Insofern ist die Freude am Essen ebenso wichtig wie die bewusste Auswahl gesunder Lebensmittel. Beides gibt dem Kind eine Grundlage für seinen Umgang mit der Ernährung,auch für das spätere Leben.

Es gibt Kinder, die Breie verweigern und schon von der Familienkost mitessen möchten. Diese sinneswachen, oft willensstarken Kinder ahmen früher als andere die Eltern und Geschwister nach. Die meisten Kinder jedoch brauchen noch lange die weichen, warmen Breie und die Zuwendung der Eltern oder Erzieher beim Füttern. Hier sollte man sein Kind beobachten, was es bevorzugt und vertragen kann.

Gut fürs sensorische Gedächtnis

Eine nächste Phase der Kinderernährung beginnt mit der Kleinkindzeit im zweiten Lebensjahr. Jetzt orientiert sich das Kind an dem, was in der Familie gegessen wird – oder was in einer Betreuungseinrichtung üblich ist. Es entwickeln sich die Ernährungsgewohnheiten sowie eineArt sensorisches Gedächtnis, indem das Kind lernt, wie Lebensmittel und Speisen schmecken. In dieser Zeit ist es wichtig, auf gute Geschmacksqualität zu achten. Dies beginnt bei der Qualität des Anbaus und der Berücksichtigung von saisonal reifer Ware. Was heute zunehmend wichtig wird, ist ein vernünftiger Umgang mit dem Süssen. Es gibt zu viele Angebote an gesüssten Produkten für Kinder. So sollte eine Frühstücksmahlzeit nicht zu süss sein, denn es ist eine Hauptmahlzeit. Ab und an kann auchein süsses Mittagsgericht angeboten werden, was Kinder oft sehr lieben.

In der Küche mithelfen bildet

Je älter das Kind wird, umso mehr erweitert sich seine Nahrungspalette und sein Interesse an den Lebensmitteln. Dies wird gefördert, wenn Kinder in der Küche mithelfen dürfen. Sie wollen auch erleben, wie Nahrung auf dem Bauernhof, im Garten oder auf dem Balkon wächst und reift. Dies ist eine ganz andere Verbindung, als wenn sie nur fertig verpackte oder zubereitete Nahrung kennenlernen. Viele Kindergärten und Schulen greifen heute die Aufgabe der Ernährungsbildung auf. Aber auch in den Familien lässt sich – selbst wenn nur am Wochenende Zeit ist – gemeinsam etwas zubereiten.


Dr. Petra Kühne
Dr. sc. agr., Dipl. Ernährungswissenschaftlerin

Petra Kühne: Säuglingsernährung. Babykost selbst zubereiten. Arbeitskreis für Ernährungsforschung, 11. Auflage, 2012.