FondsGoetheanum: Künste

Durch die Musik zu sich finden

Die Musik ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Durch alle Kulturen, durch alle Jahrtausende, schon immer hat die Musik die Menschen begleitet und therapiert. Musik erklingt in den verschiedensten Lebenssituationen.

Musik baut Brücken zwischen Innen und Aussen, Diesseits und Jenseits, zwischen Ich und Du. Sie ist physisch nicht fassbar und doch real und wird so zur Mittlerin zwischen der irdischen und der geistigen Welt. Musik ist eine objektive Realität, die jeder Mensch ganz subjektiv empfindet und erlebt.

fondsGoetheanum: Medizin
Mit der Musik die eigene Lebensmelodie finden.

Der Mensch hört schon vor der Geburt

Das Ohr ist bereits im dritten Schwangerschaftsmonat fertig ausgebildet, der Hörsinn ist aktiv. Der Mensch hört schon vor der Geburt. Im Tode ist der Hörsinn der letzte, der erlischt. Er ist eine Brücke vom Vorgeburtlichen zum Nachtodlichen. Wir kennen diese «Brücke» auch im Alltag.

Unser Hörvermögen ist grösser als unser Sehvermögen. Am Klang eines Schrittes hören wir, ob es eine uns bekannte Person ist, die gerade vorbeigeht. Das Hören vermittelt nicht nur Inhalte, sondern auch die innere «Stimmung» des Gesagten. Missverständnisse entstehen oft nicht nur durch den reinen Inhalt der Aussage, sondern durch die «Stimmung», die Art, wie etwas gesagt und gehört wird – sowohl von mir wie von der anderen Person.

Musiktherapie: Ich bin die Musik

Musiktherapeuten arbeiten mit verschiedenen musikalischen Phänomenen, mit Klangqualitäten von unterschiedlichen Instrumenten. Auch die «typische» Spielart eines Instrumentes kann therapeutisch wirken. Ein Patient, der bisher noch nie selber aktiv Musik gemacht hatte und der Musiktherapie gegenüber eher skeptisch war, dachte in der dritten Sitzung «laut» über das Musizieren, sein Musizieren nach und kam zum Schluss: «Es liegt an mir, wie es tönt; ich bin die Musik … ich bin die Musik.»

Teil eines grossen Ganzen werden

Der Mensch kann durch die Musik erleben, dass er Teil eines grossen Ganzen ist, ohne dadurch an Wert zu verlieren. Sein Wert-Erleben wird bestärkt. Dieses innere Wert-Erleben ist zum Beispiel auch in der Sterbebegleitung wichtig. Eine Patientin beschrieb es einmal mit folgenden Worten: «Weil ich die Musik höre, erlebe ich mich, ich weiss, dass ich bin und dass ich mehr bin als nur das Irdische an mir, und dass ich deshalb nicht alleine bin.»

Regula Utzinger

www.svakt.ch

www.atka.ch 


«Das Urbild der Musik ist im Geistigen. Wenn der Mensch Musik hört, fühlt er sich wohl, weil diese Töne übereinstimmen mit dem, was er in der Welt seiner geistigen Heimat erlebt hat.»
Rudolf Steiner