
Beziehungsfähigkeit als Voraussetzung für eine bewusste Sexualität
Wir brauchen heute statt einer punktuellen Aufklärung und einer Serie von Präventionsveranstaltungen eine bewusste Erziehung zur Beziehungsfähigkeit.

Dies war das Ergebnis einer von der Arbeitsgemeinschaft der Rudolf Steiner Schulen der Schweiz und Lichtensteins veranstalteten Tagung: «Sexualerziehung heute». Denn die Fragen der Sexualerziehung stellen heute für Eltern, Schule und politisch Verantwortliche eine grosse Herausforderung dar. Die Aufgabe war, aus der Unterrichtspraxis Lehrplangesichtspunkte, Methoden und Lehrmittel zur «Beziehungskunde» zu entwickeln. Mit der Koordination des Projektes wurde Christian Breme, Lehrer an der Rudolf Steiner Schule Basel, beauftragt. Das Projekt geht ins vierte Jahr; Christian Breme konnte inzwischen 28 Rudolf Steiner Schulen bei der Entwicklung eigener Konzepte beraten.

Im Folgenden einige Beispiele aus der Praxisforschung. Sie zeigen Situationen, bei denen die Integration der Aufklärungs- und Beziehungsfrage im normalen Fachunterricht möglich ist.
Pflanzenkunde 5. Klasse: Nach dem Modellieren zahlreicher Blütenformen schafft jedes Kind eine Hohlkugel als Bild derjenigen Blüte, «in der wir vor der Geburt als Frucht aufgewachsen sind. Wir nennen sie Gebärmutter.»
8. Klasse: Während eines dreiwöchigen Menschenkundeunterrichts zeichnet jede Schülerin und jeder Schüler ein Skelett. Der eigene Körper wird vermessen. Unterschiede des männlichen und weiblichen Skeletts werden sichtbar. Die Geburtssituation wird besprochen. Wieder ergibt sich die Möglichkeit, Fragen der menschlichen Geschlechtlichkeit anzuknüpfen. Auf diese Weise verliert Sexualität ihre isolierte Stellung.
Christian Breme: Menschenbild und Lebenskunde – Elemente einer Sexualerziehung aus spirituellem Verständnis; AAP-Verlag




















