Aus Respekt vor dem Leben
Der FondsGoetheanum trägt substanziell zur Forschung fürs «Zweinutzungshuhn» bei. So hilft er mit, Tausende von frisch geschlüpften Hähnchen vor dem Schredder zu retten. «Hahn im Glück», so der Name des Projekts, ist eine Erfolgsstory.
Früher war es nicht lebensentscheidend, ob aus dem Ei, das ein Huhn ausbrütete, eines Tages ein Hühnchen oder ein Hähnchen schlüpfen würde. Das Hühnchen würde eine Legehenne werden, sein Bruder später irgendwann ein Brathähnchen. «Zweinutzungshuhn» nennt man dieses Huhn von damals, das nur noch auf sehr wenigen Höfen gackert. Heute sind wir soweit, dass das Geschlecht für ein frisch geschlüpftes Küken zur Überlebensfrage geworden ist.
Spezialisierung auf Kosten der männlichen Küken
Was ist geschehen? Die Züchtung der vergangenen Jahrzehnte setzte beim Huhn rigoros auf zwei Typen: Der eine Typ wurde Spezialist im Eierlegen, der andere im Ansetzen von Fleisch. Die männlichen Küken der Hochleistungs-Legehennen wurden ein Abfallprodukt der Eierproduktion, weil sie im Verhältnis zur Futtermenge zu wenig Fleisch ansetzen – deshalb werden sie einen Tag nach dem Schlüpfen geschreddert oder vergast.
«Das Geschlecht soll nicht zur Überlebensfrage werden.»
Die Antwort der Schweizer Demeterbauern auf dieses stille Drama heisst «Hahn im Glück». Die Richtlinien dieses Projekts, das im Sommer 2016 ins Leben gerufen wurde, schreiben vor, dass ebenso viele männliche wie weibliche Küken aufgezogen werden und auch die Brüder der Legehennen unter biodynamischen Bedingungen aufwachsen.
Glück gleich gewonnene Lebenszeit
Wie kann man es als «Glück» bezeichnen, irgendwann als Sonntagsbraten zu enden? Anders gefragt: Was macht ein Küken «glücklich»? Lebenszeit. «Hahn im Glück»-Tiere haben gute Lebensbedingungen. Sie ergänzen ihr normales Futter durch Wertvolles direkt aus der Natur: Gras, Insekten und Würmer. Wer die munteren Hähnchenburschen auf der Weide herumrennen sieht, kann sich von ihrer Lebensfreude anstecken lassen.
Der lange Weg zum Zweinutzungshuhn
Das Projekt «Hahn im Glück» benötigte vorgängig Forschung und Abklärung vieler Fragen. Diese waren der erste Schritt auf dem Weg zu einer robusten und widerstandsfähigen ökologischen Rasse, die als Hahn bei der Mast Fleisch ansetzt und als Henne ausreichend Eier in der gewünschten Grösse legt.
Die biodynamischen Bauern haben zudem entschieden, dass das Futter fürs Geflügel mehr und mehr vom eigenen Hof stammen muss. Die höheren Kosten der Hähnchenhaltung werden durch einen höheren Preis der «Hahn im Glück»-Eier gedeckt. Von diesem Zuschlag geht ein Teil in einen Fond, der die unabhängige Züchtung effizienter Zweinutzungshühner fördert. Weitere gezielte Forschung für ein ökologisches Zweinutzungshuhn ist dringend notwendig. Ein Forschungsprojekt eigens für die Schweiz konnte jedoch bisher noch nicht realisiert werden.
Ein starkes Zeichen fürs Leben
2017 entschieden die biodynamischen Bauern, dass ab Januar 2019 die strengen «Hahn im Glück»-Richtlinien für alle Betriebe gelten. Sie setzen damit als erste Organisation der Schweiz ein unübersehbares Zeichen für den Respekt vor dem Leben, was einem tiefen Wunsch der Konsumentinnen und Konsumenten entspricht.
Herman Lutke Schipholt
IG Hahn im Glück
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