FondsGoetheanum: Zukunft gestalten

L'Aubier

  • Gegründet im Herbst 1979
  • 11 Tätigkeitsbereiche verantwortet durch 8 Menschen, die eine kollegiale Leitung bilden
  • 50 Mitarbeitende
  • mehr als 2000 Finanzpartner: Aktionäre, Darlehensgeber und Obligationäre

www.aubier.ch

 

 

 

«Die Ideen sollen dem Kapital eine Richtung geben – nicht umgekehrt.»

Es anders machen

L’Aubier oberhalb von Neuenburg steht für Mut, Pioniergeist, Engagement. Für Menschen, die in unserer spannungsreichen, herausfordernden Welt «es anders machen».

Es war einmal eine Idee, die in die Welt kommen wollte, aber nicht so recht wusste, wie. Ihrer Ansicht nach lief alles schief, sowohl in der Gesellschaft wie auch in der Welt um sie herum: Chemie als Universalmittel, Kernenergie mit ihren Abfällen für Tausende von Jahren, Kleider aus Kunstfasern, synthetische Düngung der Böden, Wasserverschmutzung… und so gut wie niemand, der sich um das Leben kümmerte.

 

Machen wir es anders

Anstatt gegen das zu demonstrieren, was falsch lief, wollte die Idee lieber ihren eigenen Weg gehen und zeigen, dass eine andere Gesellschaft, eine andere Welt möglich ist. Nicht nur theoretisch, sondern in der Realität. Also sagte sich die Idee: «Machen wir es anders!»

1979 – vor 43 Jahren – wurde diese Idee mit allem, was sie an Suche nach Wahrem, an Anstrengungen für das Schöne, für das Gute enthielt, für uns zu einer Notwendigkeit. Sie wurde es mit einem Ernst und einer Kraft, wie sie junge Menschen, die sich engagieren, erleben. «Es anders machen» charakterisiert den Weg von L’Aubier in Montezillon treffend.

Schaut man auf die soziale Frage, dann kristallisieren sich drei grundlegende Aspekte heraus, die für uns und L’Aubier stets gelten. Alle drei sind sozusagen Schöpfungen von uns, die aus den Bedürfnissen der Situation heraus entwickelt wurden. Im Laufe der Jahre wurden sie zu Instrumenten, ohne die L’Aubier heute nicht das wäre, was es ist.

 

Eine andere Art des Eigentums

«Es anders machen» führt in eine andere Welt. Die Idee benötigte als Erstes eine andere Art von Unternehmenseigentum, eines, das den Trägerinnen und Trägern der Initiative Freiheit und Selbstbestimmung garantiert.

In einer Welt, in der es fast unmöglich wurde, etwas zu realisieren, ohne durch das von Aktionären zur Verfügung gestellte Kapital gesteuert zu werden, war es entscheidend, aus dieser Falle herauszukommen. Wir wollten, dass es die Ideen sind, die dem Kapital eine Richtung geben und das letzte Wort haben, und nicht umgekehrt.

Eine neue Art des Eigentums sollte es ermöglichen, die Verantwortung zu übergeben, ohne dass Eigentumsanteile ver- und gekauft werden müssen und das Erbrecht dazwischenfunkt; ein Eigentum, bei dem diejenigen, welche die Initiative tragen, auch die Verantwortung innehaben; das es erlaubt, sich mit neuen Impulsen weiterzuentwickeln und zu wachsen, ohne aufgekauft zu werden – denn das Unternehmen gehört sich selbst, d. h. der Idee, die es leitet – und die ist nicht käuflich.

 

Eine andere Art des Geldes

In dieser anderen Welt ist Geld nicht mehr etwas, das wir irgendwo auf dem Konto haben. Es ist der Spiegel unserer Beziehung zu anderen, macht diese sichtbar und verleiht ihr Wert. Wenn ich etwas kaufe, dann stelle ich dem Verkäufer die Mittel zur Verfügung, mit denen er seine Bedürfnisse bis zum Verkauf einer gleichen Sache decken kann.

Wenn ich etwas verleihe, Kredit gebe – credere / glauben – dann glaube ich an die Person, der ich leihe, an ihre Idee, ihre Initiative. Und wenn ich schenke, dann sichere ich ganz einfach den Lebensunterhalt der beschenkten Person. Um diese Geldflüsse sichtbar zu machen, haben wir eine entsprechende Buchhaltung entwickelt, bis hin zur Änderung der Struktur und Darstellung unserer Jahresrechnung.

Die wichtigste Folge ist jedoch, wie wir unsere Aktivitäten finanzieren. Wir suchten eine direkte Verbindung mit den Menschen, die an uns glauben – heute sind es mehr als 2000 Finanzpartner – und die zu Aktionären wurden, uns ein direktes Darlehen oder eine Schenkung gaben, eine oder mehrere Obligationen zeichneten oder uns ein Vermächtnis zukommen liessen.

Man muss es erlebt haben, was es bedeutet, Ideen zu haben, die von Menschen aus Fleisch und Blut anerkannt und finanziert werden, um sich der enormen Handlungsfreiheit bewusst zu werden. In Austausch mit diesen Menschen zu stehen, verleiht Flügel und lässt uns den Schwung eines freien Kulturlebens spüren!

 

Eine andere Art von Leitung

Schliesslich gibt es in dieser anderen Welt auch eine andere Art, das Unternehmen zu führen. L’Aubier hat nicht einen grossen «Chef», sondern so viele, wie es Verantwortliche gibt.

Was heisst «verantwortlich»? Es ist eine Person, die einerseits die Idee zu einer Aktivität hat und andererseits die Fähigkeit, diese zahlenmässig auszudrücken, d. h. ein komplettes Budget mit ausgeglichener Bilanz und Erfolgsrechnung zu erstellen. Diese Person wird in diesem Sinn zu einer Verantwortlichen für ihren Bereich.

Wenn sich ausserdem noch das Bewusstsein für L’Aubier in seiner Globalität entwickelt und der Wille, das Ganze mitzutragen, dann kann die Person Mitglied der kollegialen Leitung werden, in der monatlich die Ergebnisse der verschiedenen Bereiche miteinander geteilt werden. So können die Belange der anderen Bereiche zu den eigenen werden.

«Wir gewinnen einen Blick für das Ganze und dieses Ganze erhält die Wichtigkeit, die ihm zukommt, auf dass das Leben in L’Aubier im Fluss bleibt. Diese Art, unsere «Realitäten» miteinander zu teilen, hat es uns ermöglicht, mit all unseren Unterschieden zusammenzubleiben. Diese Personen tragen die Verantwortung für L’Aubier, sind zeichnungsberechtigt und formen den Verwaltungs- und den Stiftungsrat.

 

Eine andere Art von Schule

Aus diesem Impuls wurde in Montezillon, auf einer kleinen Terrasse über dem Neuenburger See, eine Vielzahl von Initiativen realisiert: zuerst ein biodynamischer Hof, der nach 10 Jahren vergrössert wurde, eine Käserei, deren Käse überall in der Schweiz erhältlich ist, ein Demeter zertifiziertes Bio-Restaurant, das die Produkte des Hofes und der Käserei verarbeitet, ein Bio-Laden, ein Öko-Hotel mit 25 individuell gestalteten Zimmern, ein Mehrgenerationen-Öko-Quartier mit 20 Wohnungen und seit 6 Jahren «Selbstständigkeit wagen», eine Ausbildung für junge Menschen, die sich Werkzeuge erarbeiten wollen, um ihre Ideen zu realisieren: Ein Aufenthalt von 9 Monaten in L’Aubier, um zu lernen, wie sich eigene Ideen, das eigene Schicksal realisieren und finanzieren lassen.

Anita Grandjean und Marc Desaules, Mitglieder der kollegialen Leitung in L’Aubier

 

 

Diese Organisationen tragen mit.