FondsGoetheanum: Zukunft gestalten

Freie Gemeinschaftsbank

  • Gegründet: 1984
  • 30 Mitarbeitende
  • 2712 Genossenschaftsmitglieder
  • Bilanzsumme: CHF 378,0 Mio.
  • Kreditvolumen: CHF 288,5 Mio.
  • Treuhandvolumen: CHF 22,9 Mio.
    Stand: 30.6.2022

www.gemeinschaftsbank.ch

Geldprozesse verantwortungsvoll und transparent gestalten

Die Freie Gemeinschaftsbank wurde 1984 mit dem Ziel gegründet, einen nachhaltigen Umgang mit Geld zu gestalten: einen Geldfluss, der ökologisch, sozial und realwirtschaftlich ausgerichtet ist. Zentrales Anliegen der Bank ist es, die durch Geld geschaffenen Beziehungen sichtbar zu machen.

Die Freie Gemeinschaftsbank fördert gemäss ihren Statuten «Menschen, Initiativen und Unternehmen, die sich in den Dienst von Mensch und Umwelt stellen …». Konkret heisst das: Auf der Basis der Einlagegelder vergibt die Freie Gemeinschaftsbank Kredite ausschliesslich an sinnvolle Projekte, insbesondere an pädagogische und sozialtherapeutische Einrichtungen, ökologische Landwirtschaft, Wohngenossenschaften und privates Wohnen sowie Projekte im Bereich Nachhaltigkeit.

Alle Kreditnehmenden werden seit Gründung der Bank im jährlichen Geschäftsbericht veröffentlicht, um für die Einlagekund: innen transparent zu machen, was mit dem Geld bei der Freien Gemeinschaftsbank ermöglicht wird. Als Genossenschaft arbeitet die Freie Gemeinschaftsbank kostendeckend und nicht gewinnmaximierend.

 

Kreditvergabe: Die Persönlichkeit zählt

Bei der Kreditvergabe berücksichtigt die Freie Gemeinschaftsbank nicht nur die finanzielle Kalkulation, sondern auch die Persönlichkeit der Initiativnehmer:innen: Gibt es eine Vision oder geht es ausschliesslich um Rendite? Können sie ihre Idee auf den Boden bringen und durchtragen? Haben sie einen Umkreis, der ihre Initiative unterstützt? Die Freie Gemeinschaftsbank bietet die Möglichkeit, ein Darlehen durch sogenannte «Kleinsolidarbürgschaften» abzusichern, sofern keine anderen Sicherheiten vorhanden sind: Initiativnehmer:innen können aus ihrem Umfeld Bürg:innen suchen, die das erforderliche Darlehen mit je 2000 Franken privat verbürgen.

 

Genossenschaft als tragende Gemeinschaft

Die Freie Gemeinschaftsbank selbst wird ebenfalls von einer Gemeinschaft getragen: ihren Genossenschaftsmitgliedern. Jedes Mitglied hat mindestens einen Anteilschein über 300 Franken gezeichnet, der nicht rückzahlbar ist und damit faktisch eine Schenkung an die Bank darstellt. Auf diese Weise kommt der Wille dieser Gemeinschaft zum Ausdruck, einer Bank wie der Freien Gemeinschaftsbank die Existenz zu ermöglichen.

Die Entscheidung der Gründungspionier:innen für nicht rückzahlbare Anteilscheine war ein ungewöhnlicher, aber notwendiger Schritt: Nur so konnte die Freie Gemeinschaftsbank ihr Eigenkapital sichern, das sie zur Absicherung der Kredite benötigt, ohne das Geld auf den Finanz- und Devisenmärkten zu generieren. 2015 wurden zusätzlich rückzahlbare Anteilscheine eingeführt, die bestimmten Bedingungen unterliegen.

Die Genossenschaft ist nicht nur Trägerin der Bank, sondern auch Resonanzraum für Ideen: In den letzten Jahren wurden neue Schritte in der Bankentwicklung mit interessierten Genossenschaftsmitgliedern vorbesprochen und deren Rückmeldungen bei der Konkretisierung der Ideen eingearbeitet.

 

Bewusstsein und Verantwortung

Weiter heisst es in den Statuten der Freien Gemeinschaftsbank: «Sie begleitet Menschen in ihrem Bemühen, den Umgang mit Geld bewusst und in eigener Verantwortung zu gestalten und Geldprozesse zu durchschauen». Konkret zeigt sich das auf verschiedenen Gebieten. Kontoinhaber:innen können z. B. ihre Kontoführungsgebühr frei wählen («pay what you want»). Die Bank schlägt einen Richtsatz von 5 Franken vor, der einen Teil der entstehenden Kosten deckt. Dieser sogenannte «Leistungsbeitrag» wird pro Kunde oder Kundin, nicht pro Konto verrechnet. Manche Kund:innen wählen einen höheren Leistungsbeitrag, um die Bankarbeit zu unterstützen oder als angemessene Gegenleistung, weil sie besonders viele Bank-Dienstleistungen in Anspruch nehmen.

 

Geld schafft Beziehung

Ein Geldfluss schafft immer eine Beziehung. Die Freie Gemeinschaftsbank arbeitet daran, diese Beziehung bewusst zu machen. Sie bietet als einzigartiges Produkt Direktdarlehen an, die sogenannten «Treuhanddarlehen». Dabei vermittelt die Bank Projekte, denen Anlagekund:innen direkt und auf eigenes Risiko Darlehen gewähren. Auf diese Weise sehen die Anlagekund:innen, wohin ihr Geld geht und was mit ihrem Geld ermöglicht wird. Das Geld, das zunächst als Anlagegeld aus dem Wirtschaftskreislauf herausgezogen und damit zum «Stillstand» gekommen ist, gelangt auf diese Weise zurück in den Kreislauf und dient dazu, durch die Initiativkraft Einzelner sinnvolle Projekte für Mensch und Natur zu realisieren: Das Geld wird wieder «lebendig».

Bei den Treuhanddarlehen haben die Anlagekund:innen die Möglichkeit, die Seite der Darlehensnehmer:innen bewusst wahrzunehmen und verantwortliche Entscheidungen unter Berücksichtigung der Gegenseite zu treffen. Dies wird besonders deutlich bei der Zinswahl: Innerhalb eines vorgegebenen Rahmens können sich die Anlagekund:innen der Treuhanddarlehen für mehr oder weniger Zinserhalt entscheiden. Wählen sie mehr, muss das Kreditprojekt eine grössere Anstrengung unternehmen, um die Kosten aufzubringen, wählen sie weniger, hat das Kreditprojekt mehr finanziellen Spielraum. Die Anlagekund:innen wägen ab und entscheiden sich im Bewusstsein ihrer eigenen und der Bedürfnisse des anderen.

 

Was macht mein Geld?

Die Arbeit der Freien Gemeinschaftsbank ist in den letzten Jahren verstärkt auf das Interesse junger Menschen gestossen. Die Frage «Was macht mein Geld?» wird für viele Menschen zunehmend wichtiger. Ebenso nimmt das Bewusstsein zu, dass Geldbewegungen auf Konten Auswirkungen im realen Leben haben: Wenn mit Lebensmitteln spekuliert wird, entstehen Hungersnöte, wenn Waffen finanziert werden, werden damit Kriege geführt, wenn Rohstoffausbeutung mit Kapital unterstützt wird, werden Mensch und Umwelt geschädigt.

Das Anliegen der Freien Gemeinschaftsbank, transparent, nachhaltig und partizipativ zu arbeiten, trifft die Bedürfnisse vieler Menschen heute. Und nicht zuletzt: Der auf Beziehung bauende Ansatz der Freien Gemeinschaftsbank hat dazu geführt, dass die Bank stabiler als manche andere Bank durch gesellschaftliche Krisen, wie z. B. die Finanzkrise von 2008, gekommen ist. Die Freie Gemeinschaftsbank konnte ihre Kreditprojekte – die zudem durch die Verankerung in einem sozialen Umfeld und in der Realwirtschaft resilienter waren – durch diese Krisen eng und persönlich begleiten.

 

Hildegard Backhaus Vink, Marketing & Kommunikation Freie Gemeinschaftsbank

 

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