Die "Nebenbauten" um das Goetheanum
Heizhaus (1914)
Im Heizhaus befindet sich die Heizanlage für das Goetheanum sowie für einige der umliegenden Häuser. Sieht man vom Sockelgeschoss des ersten Goetheanum ab, ist dies der erste Betonbau, den Rudolf Steiner realisiert hat. Er ist unterirdisch durch einen Kanal mit dem Hauptbau verbunden und liefert so die Wärme zur Beheizung der Räume. In einem Vortrag zeigt Rudolf Steiner auf, wie dieser Bau aus den Formen des ersten Baues heraus entwickelt worden ist. An diesem Bau findet man aber auch schon die Formensprache des in Beton errichteten heutigen Goetheanum vorgezeichnet.
Glashaus (1914)
Das Glashaus wurde als Schleifatelier für die Fenster des Grossen Saales im ersten Goetheanum erstellt. Das Gebäude ist ein reiner Holzbau. Die Aussenwände sind mit Holzschindeln verkleidet, die Kuppeln mit norwegischem Schiefer gedeckt. Es erinnert in seinem Charakter noch am meisten an das abgebrannte erste Goetheanum mit seinen zwei Kuppeln. Die Fensterformen der beiden Rotunden entsprechen genau denjenigen des Grossen Saales im ersten Goetheanum. Das Glashaus kann als ein Gegensatz des Heizhauses empfunden werden. Hier bilden die beiden seitlichen Kuppeln den markanten Teil des Gebäudes. Beim Heizhaus hingegen sind die Kuppeln gleichsam nur noch verkümmerte Reste. In der Mitte jedoch erhebt sich der mächtige Schornstein.
Haus Duldeck (1915)
Das Haus Duldeck wurde errichtet als Wohnhaus für die Familie Grossheintz. Dr. Emil Grossheintz war Zahnarzt in Basel. Er schenkte wesentliche Teile des Geländes, um den Bau des ersten Goetheanum zu ermöglichen, nachdem sich in München der Verwirklichung Hindernisse in den Weg legten.
Einige der Räume wurden als Gästezimmer verwendet. Schon zwei Jahre nach Beginn der Bauarbeiten des ersten Goetheanum errichtet, zeigt dieses Gebäude deutliche gestalterische Merkmale des später in Beton errichteten zweiten Goetheanum. Das Haus liegt im Westen des Goetheanum. Die Dynamik der Westseite des zweiten Goetheanum ist hier in gesteigerter Form vorweggenommen.
Eurythmiehäuser (1920)
Die sogenannten "Eurythmiehäuser" sind eine Gruppe von drei Wohngebäuden, welche für die am Goetheanum wirkenden Eurythmisten errichtet wurden. Die Wohnverhältnisse waren äusserst bescheiden. Es sind alles kleine Einzelzimmer. Einige haben in einem kleinen Nebenraum eine Kochgelegenheit. Die Badewanne für das ganze Haus ist jeweils im Keller. Gegessen wurde zumeist in der Kantine des Goetheanum. Am Entwurf beteiligt war die Bildhauerin Edith Maryon, welche selbst in einem der Häuser wohnte. Sie wurde später zur ersten Leiterin der Sektion für Bildende Künste am Goetheanum ernannt.
Haus De Jaager (1921)
Jacques de Jaager war erfolgreicher Bildhauer in Paris gewesen und arbeitete bei den Schnitzarbeiten des ersten Goetheanum mit. Schon 1916 verstarb der Künstler. Auf Anregung Rudolf Steiners baute Frau de Jaager für sich und die kleine Tochter ein Haus, in welchem auch der künstlerische Nachlass Jaques de Jaagers gezeigt werden konnte. So ist dieses Gebäude ein Wohnhaus und zugleich eine Gedenkstätte für einen verstorbenen Künstler. Der höhere, rote Gebäudeteil birgt das Atelier, der graublaue den Wohntrakt.
Trafostation (1921)
Das für die Stromversorgung erstellte Transformatorenhaus ist ein deutliches Beispiel für Rudolf Steiners Bestreben, bis in alle Bereiche hinein zu gestalten. Alles um den Goetheanum-Bau herum sollte im Duktus des Hauptgebäudes gestaltet werden.
Eurythmeum-Anbau (1924)
In unmittelbarer Nähe des Goetheanum stand das Haus Brodtbeck, von welchem Rudolf Steiner einmal sagte: "...von dem wir sehr hoffen, dass wir es einmal erwerben können. Sie können sich denken, zu welchem Zweck - es stört natürlich den ganzen Aspekt des Baues". Dieses Haus konnte erworben werden, und so wurde ein Anbau daran angegliedert, der im Erdgeschoss einen grossen Eurythmiesaal birgt und im Dachgeschoss ein Atelier.
Am alten Gebäude wurde ein neuer Eingang angebaut und eine zweigeschossige Veranda. 1935 wurde ein weiterer Anbau durch die Architekten Albert Baravalle und Ernst Aisenpreis realisiert, welcher einen Teil der Veranda verdeckt. Heute wird der ganze Baukomplex Rudolf Steiner-Halde genannt. Der von Steiner selbst entworfene Anbau ist der einzige asymmetrische Baukörper aus seiner Hand.
Besonders charakteristisch sind die beiden Pfeiler, welche an der Westfront das Dach tragen. Diesen Bau entwarf Rudolf Steiner, als er sich mit der Bauform des zweiten Goetheanum innerlich zu beschäftigen begann.
Verlagshaus (1924)
Das sogenannte Verlagshaus wurde als Büchermagazin des Philosophisch-Anthroposophischen Verlages errichtet. Der Verlag musste in der wirtschaftlich schwierigen Zeit der Inflation von Berlin nach Dornach ziehen. Für die Konstruktion wurde eine Holzständerbauweise gewählt, da der Bau in sehr kurzer Zeit und mit sehr geringen finanziellen Mitteln realisiert werden musste. Auf dem Boden über der tiefen Eingangsnische war der Schreibtisch der Verlagsleiterin. Diese Gebäudeseite ist die einzige, welche Fenster aufweist. Der Magazinraum wird vor allem durch ein grosses Dachfenster erhellt.
Haus Schuurman (1924)
Rudolf Steiner gab den Entwurf des Wohnhauses für Max und Ida Schuurman in Skizzenform. Durch seine Erkrankung und den darauf folgenden Tod konnte er die Ausführung des Baues nicht mehr erleben. Dieses Haus steht östlich des Goetheanum. Seine kubische Gestalt erscheint wie eine Fortführung dessen, was im Osttrakt des Hauptbaues an strenger, kubischer Gestaltungskraft sichtbar wird.
Weitere Bauten von Rudolf Steiner
Haus Vreede, CH – Arlesheim, 1919 Haus van Blommenstein, CH – Dornach, 1919 Stuttgarter Eurythmieschule, DE – Stuttgart, 1923 (zerstört) Haus Wegman, CH – Arlesheim, 1924
Luigi Fiumara, Henning Schulze-Schilddorf