Goetheanismus - Bindeglied zwischen Naturwissenschaft und Kunst
Grundgedanke
Rudolph Steiner forderte die Naturwissen- schaftler immer wieder dazu auf, sich Naturprozesse beweglich vorzustellen. Hilfreich zum beweglichen Vorstellen ist das zusammenfassen äußerer Erscheinungen in Bilderreihen, die auf einem inneren Zusammenhang beruhen. An den einzelnen Erscheinungen der Pflanze (Keimen, Blatt, Stiel, Kelch, Blüte, Frucht und Same sind die Sockelmotive im großen Saal des Goetheanums entstanden. Goethes Anschauung der "Metamorphose der Pflanze" erfasste die Kräfte die sich in den einzelnen Stadien aller Pflanzen zeigen begrifflich als Urpflanze. Die Sockelmotiove zeigen keine Blätter und Blüten, sondern gegenstandslose Zwischenstufen der Lebensgeste, die sich in den äußeren Formen der Pflanze ausspricht.
Durch solche beweglich vorgestellte Bilder, wird etwas von Naturprozessen veranschaulicht, was der rein materiellen Betrachtung unzugänglich bleibt. Diese Methode lässt sich auf verschiedenste Gebiete transferieren.
Literaturhinweis: Hilde Raske (hrsg), Der Bau, Studien zur Architektur und Plastik des 1. Goetheanum von Carl Kemper, unter Mitarbeit von Albert von Baravalle, Stuttgart, Verlag Freies Geistesleben, 19843.
Evolution
Im Vergleich der Formgeste des Schädels von den niederen Tierarten bis zum Menschen aufwärts, lässt sich feststellen, wie sich die Nase zunehmend verkürzt und der Schädel das Gehirn mehr umschließt. Man schaut auf eine Geste, des sich Zurückziehens aus der Umwelt und Abschließens in sich selbst. Diese auf Chronologie begründete Zusammenstellung zeigt, wie die Eigenart des Bewusstseins in der Gestalt des Schädels zum Bilde wird. Je mehr sich der Schädel als umfassende Schale zeigt, richtet sich das Bewusstsein auf das Seelische, bis es als von den aktuellen Naturereignissen emanzipiertes Denken tätig ist.
Literaturhinweis: Christoph J. Hueck, Evolution im Doppelstrom der Zeit, Dornach, Verlag am Goetheanum, 2012.
Pflanzen als Bilder der Seelenwelt
Was die die Blüten seelisch vermitteln, ist recht unterschiedlich. Dies wird aber in der Biologie nicht reflektiert. Das Beschreiben dieser Affinität zum eigenen Seelischen hilft das Wesen einer speziellen Pflanze besser zu verstehen. Gelingt es das zu beschreiben, fällt es leichter für unsere Stimmungen und Gefühle Worte zu finden. Um zu erleben wie sich Großzügigkeit der Sonnenblume von einem ehrlichen Gänseblümchen unterscheidet, bedarf es keiner tradierten Symbolik. Es offenbart sich durch die unmittelbare Anschauung.
siehe dazu: www.kunstdownload.de
Literaturhinweis: Michael Kranich, Pflanzen als Bilder der Seele, Stuttgart, Verlag Freies Geistesleben, 20203.
Farbempfinden - farbige Empfindung
Auch wie der sinnlich sittliche Teil Goethes Farbenlehre sich erweitern lässt, hat Rudolf Steiner aufgezeigt. U.a. stellt er, in einem wissenschaftlichen Versuch auf seelischer Ebene Bilder in wechselnder Farbgebung vor und fordert die Zuhörer auf, sich die unterschiedliche Wirkung auf das empfinden klar zu machen. Damit reicht die geotheanistische Betrachtungsweise in das Gebiet der Malerei.
Bei umgekehrter Blickrichtung, lassen sich seelische Zustände im diesem Sinne als Farbklänge erfassen. Durch solche Übungen wird eine imaginative Orientierung im Gemüt möglich, die weder von Sympathie oder Antipathie, noch durch ein tradiertes Wertesystem vorgeprägt ist. Im einem Zeitalter emotionaler Selbstentfremdung kann solche Betrachtungsart äußerst heilsam wirken.
mehr zum Goetheanismus aus Sicht der Bildenden Kunst
finden sie unter goetheanismus.net
siehe auch unter der Rubrik Naturwissenschaften.