Inhalt und Duktus des Landwirtschaftlichen Kurses
Die acht Vorträge und die Fragenbeantwortungen können in verschiedener Art gelesen und studiert werden. Man kann mehr mit dem praktischen Auge lesen, was soll wie gemacht werden? Man kann mehr agronomisch lesen, wie ist das Pflanzenwachstum, die Düngung, die Natur des Tieres zu verstehen? Man kann ganz anthroposophisch lesen, wie findet sich die ganze Evolutionslehre, das Verhältnis von Geist und Materie in dem Gesagten wieder. Jeder dieser Zugänge wurde in den letzten 90 Jahren über die Generationen gepflegt und hat seine Berechtigung.
Steiner selber hat seine geisteswissenschaftlichen Forschungsresultate immer als Ergänzung zum aktuellen Wissensstand eines Fachgebietes in Praxis und Lehre verstanden. Die Methodik und die Instrumente der anthroposophischen Geisteswissenschaft hat er systematisch entwickelt und in voller Transparenz dargestellt. Für die Teilnehmer am Landwirtschaftlichen Kurs waren Grundkenntnisse der Anthroposophie Voraussetzung.
Das Zeitbedingte, das sich auf die landwirtschaftlichen, sozialen und wissenschaftlichen Verhältnisse der 1920er Jahre des letzten Jahrhunderts bezieht und das es in den Ausführungen von Steiner selbstverständlich gibt, weil er immer stark von den konkreten Lebensverhältnisse ausgegangen ist, können wir aus der historischen Distanz immer deutlicher von den prinzipiellen Gesichtspunkten unterscheiden. Bei diesen allerdings ist uns heute nach 90 Jahren klar, dass wir sie noch längst nicht ausgelotet haben in all ihren Dimensionen. Viele erlebten und erleben den Landwirtschaftlichen Kurs als Inspirationsquelle für ihr Engagement in Feld und Stall, im Labor, in der Küche, im Laden oder im Büro – und wir können heute ahnen, dass das noch für eine längere Zeit so bleiben wird.
Die Stellung des Kurses in der Welt
Der Landwirtschaftliche Kurs war am Anfang nur in nummerierten Exemplaren und im Sinne einer Leihgabe für wenige Menschen erhältlich. In den 1950er Jahren erfolgte dann die Veröffentlichung im Rahmen der Gesamtausgabe der Werke Rudolf Steiners als Buch. Inzwischen ist die 8. Auflage im Verkauf, es wurden einige Zehntausend Exemplare gedruckt. Es gibt Übersetzungen in schätzungsweise 25 Sprachen. Der Kurs findet also eine immer weitere Verbreitung. Dazu kommt, dass der Gedanken- und Ideengehalt dieser Vorträge vielfältig in der ganzen Bio- und Ökolandwirtschaft wirkt. Zum Beispiel wurde Rachel Carlson über ihre Freundin Marjorie Spock die biodynamische Gärtnerin war auch durch den Landwirtschaftlichen Kurs zu ihrem Buch „Silent spring“ (1962) angeregt. Es ist bezeichnend, dass der Weltagrarbericht (2008) in der grossen Linie und auch in vielen Einzelheiten in Bezug auf die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft zu Schlussfolgerungen kommt, die im Landwirtschaftlichen Kurs in einer anderen Sprache schon formuliert sind. Auch für die wirtschaftlichen Fragen, die heute im Bereich der Land- und Ernährungswirtschaft brennend aktuell sind, sind in den Vorträgen aus dem Jahre 1924 schon einige Prinzipien deutlich ausgesprochen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Erschliessung des Kurses noch nicht abgeschlossen ist und dass die Wirkensgeschichte dieses Werkes vielleicht sogar erst am Anfang steht. Wir möchten der Hoffnung Ausdruck geben, dass es weiterhin möglich ist, die Prinzipien und praktischen Angaben des Landwirtschaftlichen Kurses von Rudolf Steiner so in der interessierten Öffentlichkeit zu bearbeiten, dass daraus ein essenzieller Beitrag zu einer den Anforderungen der Zukunft gewachsenen Agrikultur erfliessen kann.
Ueli Hurter (Hg.), Agrikultur für die Zukunft. Biodynamische Landwirtschaft heute. 90 Jahre Landwirtschaftlicher Kurs Koberwitz, Dornach, Verlag am Goetheanum, 20162.
Die Dokumentation gibt einen Überblick über die Kerngedanken der biodynamischen Landwirtschaft und die Vielfalt wie diese sich in den 90 Jahren seit Koberwitz in der weltweiten biodynamischen Bewegung ausgestaltet haben.
Entwicklung bis 1945
Ausgangspunkte
Die ersten Jahre nach dem Landwirtschaftlichen Kurs Rudolf Steiners
Aus dem Menschenkreis, der am Zustandekommen des Landwirtschaftskurses beteiligt war, gingen Persönlichkeiten hervor, welche die Anfangsjahre und die weitere Entwicklung der neuen Landwirtschaft bestimmt und getragen haben. Zunächst galt es, den "Landwirtschaftlichen Versuchsring der Anthroposophischen Gesellschaft" aufzubauen. Auf Anregungen Rudolf Steiners wurde verabredet, dass die Inhalte und Neuerungen, welche die Vorträge brachten, zunächst innerhalb der Gemeinschaft der Landwirte und Freunde gehalten werden, bis praktische Arbeitsergebnisse vorliegen würden. Dann könne man damit an eine breitere Öffentlichkeit herantreten. Die Entwicklung der landwirtschaftlichen Bewegung sollte in enger Zusammenarbeit mit der Naturwissenschaftlichen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum und dessen Leiters Guenther Wachsmuth erfolgen.
Zur Lage der Landwirtschaft um das Jahr 1924
Zu Beginn der 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts wurde die Landwirtschaft von deutlich sichtbaren Umwälzungen ergriffen. Die Orientierung an Technik und Naturwissenschaft und an Rentabilitätsgesichtspunkten wurde vorherrschend. Bereits seit der Mitte des 18. Jahrhunderts war in England Landwirtschaft unter einseitig ökonomischen Gesichtspunkten betrieben worden. Im Jahre 1810 hatte Albrecht von Thaer verkündigt, dass die Landwirtschaft ein Gewerbe zum Zweck der Erzielung von Gewinn sei. Diese Einstellung setzt sich im Lauf des 19. Jahrhunderts immer mehr durch und führte fortschreitend zur unterschiedlosen Betrachtung und Behandlung von Landwirtschaft und Industrie. Innerlich standen viele Bauern dieser Entwicklung mit starken Bedenken und Zweifeln gegenüber.
Erste Drucklegung des Landwirtschaftlichen Kurses und Führungsfragen
Am 10. Juli 1924 informierte Guenther Wachsmuth den Grafen Keyserlingk, dass Rudolf Steiner der Drucklegung des Landwirtschaftlichen Kurses zugestimmt habe. Die Verabredung, den Inhalt der Vorträge zunächst innerhalb der Gemeinschaft beteiligten Landwirte zu halten, galt insbesondere für den gedruckten Kurs. Um die strikteBeschränkung des Leserkreises zu gewährleisten, trug das Titelblatt einen Eigentumsvorbehalt des Autors und der Sektion.
Am 19. November 1924 sandte Wachsmuth die gedruckten Exemplare an den Grafen Keyserlingk zur Verteilung. Insgesamt wurde bin 1936 über 600 Exemplare an namentlich registrierte Empfänger abgegeben.
Die mündliche Überlieferung, dass sehr bald dem Landwirtschaftlichen Kurs eine unvollständige und lückenhafte Nachschrift desselben in den Händen gegnerisch gesonnener Kreise war, trifft zu. Sie war durch Jahrzehnte hindurch Grundlage polemischer Auslassungen in Wort und Schrift.
Den Vorsitz des neugegründeten Versuchsrings der Anthroposophischen Gesellschaft hatte Graf von Keyserlingk übernommen. Er richtete in Breslau eine Geschäftsstelle ein. Die nun folgenden vier Jahre bis zu seinem frühen Hingang am 29. Dezember 1928 zeugen von seiner Treue und tief gehenden Verantwortung gegenüber Rudolf Steiner und dessen Werk.
Das Vorgehen und die Pläne des Grafen trafen sehr bald auf Widerspruch. Seiner tief empfundenen Verehrung und Verpflichtung gegenüber Rudolf Steiner folgend, wollte er die strenge Geheimhaltung des Landwirtschaftlichen Kurses aufrechterhalten und auch mögliche Einnahmen aus Präparaten und Produktion der anthroposophischen Arbeit zugute kommen lassen. Man wollte seinen Entschlüssen keineswegs folgen. Schon seine beiden Kollegen in der Geschäftsführung des Versuchsrings wollten die Verpflichtungserklärung zur "Geheimhaltung" nicht unterschreiben. Ernst Stegemann und wünschte eine andere Formulierung und Rudolf von Koschützki lehnte die Verpflichtungserklärung zur Geheimhaltung rundweg ab. Sie widerspräche der "Grundbedingung allen anthroposophischen Strebens". Graf Lerchenfeld machte darauf aufmerksam, dass der geistige Inhalt des Kurses den ganzen Menschen gehöre und plädierte dafür, den wohlwollenden Bauern die Mitteilungen für ihre Arbeit zugänglich zu machen.
Die Auseinandersetzungen führten dazu, dass Graf Keyserlingk im September 1926 die Geschäftsführung des Versuchsrings niederlegte und dass sie im Einvernehmen mit Guenther Wachsmuth von Ernst Stegemann übernommen wurde. Graf Keyserlingk blieb jedoch bis zu seinem Tod im Vorstand des Versuchsrings tätig.
Die Gemeinschaft der Landwirte und der Landwirtschaftliche Versuchsring der Anthroposophischen Gesellschaft
In den Jahren 1924-1927 bildete und formierte sich schrittweise die "Gemeinschaft der Landwirte" und der Versuchsring begann mit der praktischen Arbeit im Sinne der in Koberwitz getroffenen Verabredungen. Die Zulassung zur Arbeitsgemeinschaft und zum Versuchsring war von der Zugehörigkeit zur Anthroposophischen Gesellschaft abhängig. Die Anerkennung einer Versuchsstelle war an fachliche und sachliche Voraussetzungen gebunden.Entscheidend für die zukünftige Entwicklung des Versuchrings war vor allem die Aktivität der jüngeren Mitglieder, also der Brüder Bartsch, Voegeles, Dreidax, Pfeiffers und anderer, die an den jeweiligen Orten tätig waren.
Experimentelle und konzeptionelle Entwicklung in den Anfangsjahren
Der Anfang der biologisch-dynamischen Praxis verlief in sehr überschaubaren Verhältnissen. Dem zweiten Rundbrief an die Arbeitsgemeinschaft und den Versuchsring vom Februar 1925 lag ein alphabetisches Verzeichnis der Versuchsstellen bei, das 24 Namen und Adressen enthält.
Entwicklungsschritte aus den Jahren 1927 bis 1929
Die Bezeichnung "biologisch-dynamische Wirtschaftsmethode" taucht zum ersten Mal in einem Schriftstück vom 2. August 1927 auf, vermutlich dem Ergebnisprotokoll einer Sitzung in Stuttgart.
Die 1927 bestehenden Auskunftsstellen zeigen auf den ersten Blick, dass sie dort entstanden, wo ein Betriebsleiter oder Mitarbeiter tätig war, der diese Aufgabe übernehmen konnte. Sie wurden nicht geplant, sonder ergaben sich aus der praktischen Arbeit. So wirkte beispielsweise Ernst Jacoby in Südbaden, wo er im Umkreis seines Betriebes Interessenten versammelte. Bald ergab sich die Notwendigkeit, hauptberufliche Berater und Leiter von Auskunftsstellen zu berufen. Almar von Wistinghausen wurde damit beauftragt, eine Reihe von Betrieben zu bereisen. Nach dieser Reise übernahm von Wistinghausen die Funktion eines ersten hauptberuflichen Auskunftsstellenleiters für die Mark Brandenburg und die angrenzenden Regionen.
Einen ersten wichtigen Schritt in die fachliche Auseinandersetzung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft mit den konventionellen Vorgehensweisen bedeuteten die so genannten "paritätischen Kammerversuche", die von 1929 bis 1938 vom Versuchsring und der Landwirtschaftskammer Berlin und Brandenburg durchgeführt wurden. Die praktische Durchführung für den Versuchsring oblag Almar von Wistinghausen, von 1930 an vertrat Franz Dreidax die Belange des Versuchsrings. Die auf paritätischer Grundlage von der Landwirtschaftskammer und dem Versuchsring angelegten Versuche liefen sechs Jahr lang. Es konnte nachgewiesen werden, dass die biologisch-dynamische Düngung sich von Anfang an durch Qualitätsmerkmale unterschied, dass sich mit der zeit aber auch Mengenerträge einstellten, die dem Vergleich standhielten, d.h. höher waren als die konventionelle Volldüngung.
Die Beendigung des Versuchs fällt in die Mitte der 30er-Jahre, in die Zeit der beginnenden NS-Herrschaft, sodass er nicht das ihm gebührende Echo finden konnte.
Die Entwicklung in den Jahren 1930 bis 1933 ist durch die Umstellung weiterer Betriebe, zahlreiche Tagungen und Kurse, durch das Auftreten von seriösen und unseriösen Gegner oder Interessenten gekennzeichnet. Seit Januar 1930 erschienen die anfänglich nur für die Arbeitsgemeinschaft Schlesien herausgegebenen Mitteilungen als "Demeter, Monatszeitschriftfür biologisch-dynamische Wirtschaftsweise".
Mit Beginn der 30er-Jahre ist ein zunehmendes Auftreten der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise in der Öffentlichkeit zu bemerken. Bei der Vertretung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise wurde vielfach an die damals besonders schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse der allgemeinen Landwirtschaft angeknüpft und die Möglichkeiten einer Abhilfe durch die biologisch-dynamische Landwirtschaft wurden dargestellt. Erhard Bartsch charakterisierte das Verhältnis der Öffentlichkeit zu einem neuen Impuls und erkannte die damalige Entwicklungsphase der biologisch-dynamischen Arbeit: "Zunächst wird das Neue von den bestehenden Einrichtungen und Anschauungen totgeschwiegen. Dann wird es mit allen, auch den übelsten Methoden bekämpft und schließlich erklären die retardierenden Elemente einer Kulturepoche, dass das Neue ja gar nicht neu sei, dass man sich mit gewissen Einschränkungen durchaus die eben noch verketzerten Anschauungen zunnutze machen könne usw. (...) In der Bekämpfung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise scheint man in die zweite Phase eingetreten zu sein."
Was sich in diesen Ausführungen niederschlägt, sind Früchte der ersten Erfahrung im Umgang mit der Öffentlichkeit.
Die Biologisch-dynamische Wirtschaftsweise 1933 bis 1945
Die biologisch-dynamische Arbeit war Anfang der 30er-Jahre fortgesetzten Angriffen seitens der Industrie und der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) ausgesetzt.
In den ersten Monaten der NS-Herrschaft bot sich der Leitung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland und in Dornach ein zwiespältiges Bild der Lage. Während führende Anthroposophen wie Albert Steffen, Ita Wegmann, Hermann Poppelbaum und mit Letzteren das Leitungsgremium der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland die NS-Herrschaft eindeutig ablehnten, hatten andere die Erfahrung gemacht, dass einige Parteistellen ein gewisses Entgegenkommen zeigten. Wie schwierig es angesichts der unterschiedlichen Interessen von Partei- und Staatsstellen war, Klarheit zu gewinnen, zeigten die regional unterschiedlichen Stimmungslagen. Im Herbst 1933 erließ der Landesbauernführer von Württemberg ein landesweites Verbot der Biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise, das allerdings vom Wirtschaftsministerium desselben Landes für rechtsungültig erklärt wurde.
Der erste wirklich bedrohliche Schlag gegen die Biologisch-dynamische Wirtschaftsweise wurde aber in Thüringen geführt, wo sich seit 1930 in drei Zentren ein rege Tätigkeit entfaltet hatte. Das Echo der Bemühungen war der Anlaß, dass schließlich am 15. November 1933 der thüringische Wirtschaftsminister Marschler eine "Landespolizeiverordnung über die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise" erließ. Mit dieser verbot er jede Erörterung der Biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise in Zeitungen, Zeitschriften oder sonstigen Druckschriften, in öffentlichen Vorträgen, Besprechungen oder bei Veranstaltungen und in Arbeitsgemeinschaften für Biologisch-dynamische Wirtschaftsweise; verboten wurden weiterhin jedes Anpreisen dieser Wirtschaftsweise, von Nahrungs- und Futtermitteln, die nach dieser Wirtschaftsweise gewonnen wurden. Die Umstände der begleitenden Pressekampagne zwangen auch zu Schritten vonseiten der biologisch-dynamischen Bewegung. Dreidax stellte die Frage: "Sollte man angesichts der offenkundig unmoralischen Kräfte, denen man unmittelbar gegenüberstand und die auch in anderen, mit der Landwirtschaft nicht zusammenhängenden Äußerungen des Nationalsozialismus zum Vorschein kamen, die Biologisch-dynamische Wirtschaftsweise tatenlos einstellen?".
Mit Artikeln und Veranstaltung versuchte Erhard Bartsch angesichts der Tatsache, dass sich die Gegner der Biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise nicht scheuten, Machtmittel des autoritären Staates einzusetzen, die Bestrebungen der biologisch-dynamischen Landwirtschaft der NS-Ideologie entsprechend darzustellen. Da die Gegner über gute Verbindungen zu allen wichtigen Stellen des Machtapparates verfügten, begann auch Bartsch Vertreter aus Partei und Staat zu Tagungen einzuladen.
Zunächst ging es um den Versuch, für die landwirtschaftliche Arbeit einen relativen Schutz zu erreichen. Er wurde bei einer Besprechung mit Rudolf Hess am 18. Januar 1934 erwirkt. Hess ordnete am 22. Januar 1934 an, "dass jede einseitige politische Debatte über dieses Thema (die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise),(...), aufzuhören hat". Er wies auf die abzuwartende Erfahrung und weitere wissenschaftliche Beobachtungen hin.
Rudolf Hess war in keinster Weise am Weiterbestehen der Anthroposophischen Gesellschaft interessiert, er wollte aber die brauchbaren Elemente der biologisch-dynamischen Landwirtschaft für den NS-Staat gewinnen. Am 14. März 1936 entschied der Vorstand des Reichsverbandes durch die Angliederung an die "Deutsche Gesellschaft für Lebensreform" auch die Mitgliedschaft im Reichsnährstand zu erlangen. Die Landwirte konnten auf diesem Wege zum ersten Mal seit 1927 in Ruhe vorangehen, anderseits war zumindest tendenziell etwas eingetreten, was von Rudolf Steiner nicht intendiert war: nämlich dass dieser Impuls dem nationalen Egoismus dienstbar gemacht wurde. Dennoch konnten die Betriebe durch diese Schritte bis 1945 arbeiten, denn die Gestapo-Aktion 1941, die nahezu sämtlichen anthroposophischen Aktivitäten ein Ende bereitete, richtete sich nur gegen die Organisationen des Reichsverbandes. Die Landwirte hingegen konnten auf ihren Höfen ungestört weiterarbeiten.