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Mathematisch-Physikalisches Institut (MPI)

Das Mathematisch-Physikalische Institut wurde am 6. Januar 1956 in Dornach von Dr. Georg Unger als selbständige Organisation gegründet. Nach dem Tod von Georg Unger ging die Leitung im Juni 1999 an Prof. Dr. Peter Gschwind über.

Die Herausgabe der Mathematisch-Physikalischen Korrespondenz erfolgt durch den Verein für mathematisch-physikalische Forschung im Rahmen des Mathematisch-Physikalischen Instituts.

Kontakt

Mathematisch-Physikalisches Institut
Prof. Dr. Peter Gschwind
Benedikt Hugiweg 18
CH 4143 Dornach/Schweiz

Tel +41 (0)61 701 59 68
E-Mail p.p.gschwind@intergga.ch

Quantenphysik verstehen

Erkenntnisgrenze?

Die Physik des 20. Jahrhunderts hat einige erstaunliche Ergebnisse zu Tage gefördert, die das Denken in ihren Modellen verwirrend machen: So ist es einfach, im klassischen Sinne zu verstehen, dass sich ein negativ geladenes Chlor-Ion und ein positiv geladenes Natrium-Ion anziehen und so NaCl, also Kochsalz bilden. Warum aber verbinden sich Wasserstoff und Kohlenstoff zu Methan mit sog. Elektronenpaarbindungen, wo doch beide Elektronen, die ein Paar bilden, negativ geladen sind? Die Antwort der Chemiker auf diese Frage lautet: Das geschieht aus Gründen, die die Quantenphysik erklärt. Mit anderen Worten: Wir verstehen das nicht, aber es ist eben so.

Ähnliche Beispiele könnte man viele anführen: Mit klassischen Vorstellungen ist die Quantenphysik nicht verständlich. Aber: Ist sie überhaupt verständlich über den mathematischen Formalismus hinaus? – Damit ist auf einen wichtigen Unterschied gedeutet, den bedeutende Physiker wie z.B. Richard Feynman und wahrscheinlich auch bereits Niels Bohr bemerkt haben: Dass man einen Zusammenhang mathematisch beherrscht heisst noch nicht, dass man ihn inhaltlich verstanden hat. – Für Waldorfschulen, aber eigentlich für die Kultur überhaupt ist es aber von Bedeutung, ob man einen Weg zum Verständnis aufzeigen kann – oder ob man einfach sagen muss, das könne man nicht verstehen.

Im Sinne von R. Steiners Erkenntniswissenschaft bedeutet diese Frage: Gibt es hier für das Denken eine Erkenntnisgrenze? Oder haben wir einfach noch nicht die ange- messenen Begriffe ausgebildet, um Quantenphysik zu verstehen?

Dieser Frage wollen wir in unserem Projekt "Quantenphysik verstehen" nachgehen.

Selbstverständlich sind wir nicht die ersten, die diese Frage stellen. Die Frage der "Interpretation der Quantenmechanik" ist von so vielen und grossen Geistern in den vergangenen hundert Jahren bearbeitet worden, auch im Zusammenhang mit Didaktik, dass es vermessen erscheint, sich daran zu beteiligen. Andererseits gibt es von anthroposophischer Seite ausser dem Buch von Georg Unger ("Vom Bilden physikalischer Begriffe" Bd.III) aus den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und Jos Verhulst ("Der Glanz von Kopenhagen", 1994) kaum Publikationen dazu, wenn man von den mehr mathematischen Arbeiten von Peter Gschwind u.a. absieht. Die Frage stellt also eine Herausforderung dar, der wir versuchen wollen, uns zu stellen. Ein grösserer Kreis von fachkundigen Kollegen ist bereit, das Projekt beratend zu begleiten.