Ein bedeutender Entwicklungsprozess bei Kindern
Entwicklung eines Rubikon-Konzepts
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Der „Rubikon“ bezeichnet in der Waldorfpädagogik und der anthroposophischen Literatur einen Entwicklungsschritt, der sich beim Kind um das 9. bis 10. Lebensjahr vollzieht. Dabei beginnt das Kind sich selbst und die Welt im Erleben voneinander zu trennen. Der Rubikon ist ein Entwicklungsschritt aus der Waldorfpädagogik, der zwischen dem 9. bis 10. Lebensjahr beginnt und vielen auch als Vorpubertät bekannt ist. Alle Kinder durchlaufen den Rubikon, egal ob Mädchen oder Junge. Aber nicht jedes Kind bekommt in dieser Zeit eine Krise. Manche durchlaufen ihn auch eher still. Der Begriff ist der Geschichte entnommen. Der Rubikon war ein Grenzfluss, an dem sich Gallien und das Römische Reich berührten. Caesar überschritt diesen Fluss laut Sueton mit den Worten: „Alea iacta est“. (Die Würfel sind gefallen). Die innere Haltung Caesars, die zu dieser Entscheidung führte, kann zum Bild der Entwicklungssituation werden, in welcher sich das Kind im 9./10. Lebensalter befindet.
"Im 9. Jahre erlebt das Kind wirklich eine völlige Umgestaltung seines Wesens, die hinweist auf eine bedeutsame Umgestaltung seines Seelenlebens, auf eine bedeutsame Umgestaltung seines leiblich-physischen Erlebens. Der Mensch beginnt von da ab sich abgesondert zu fühlen von seiner Umgebung. Er lernt unterscheiden Welt und Ich. Wenn wir richtig zu beobachten verstehen, so müssen wir sagen: Welt und Ich fließen mehr oder weniger bis zu diesem Lebensumschwung im menschlichen Bewusstsein zusammen. Vom 9. Lebensjahre an - natürlich ist das alles approximativ gemeint - unterscheidet der Mensch sich und die Welt. Dies muss durchaus beachtet werden bei dem, was wir als Unterrichtsstoff und Erziehungsleben vom 9. Lebensjahre an an das Kind heranbringen. Wir tun gut, bis dahin nicht allzu sehr das Kind zu beirren mit der Schilderung, der Charakteristik von Dingen, die abgesondert vom Menschen sind oder abgesondert vom Menschen betrachtet werden. Wenn wir dem Kind eine Fabel erzählen, wenn wir den Kindern Märchen erzählen, so fabulieren wir über Tiere und vielleicht über Pflanzen so, wie wir etwa auch über einen Menschen sprechen können. Tiere und Pflanzen werden personifiziert, sagen wir wohl auch. Sie werden mit Recht personifiziert, weil das Kind noch nicht unterscheidet zwischen Ich und Welt; aus diesem Grunde soll das Kind die Welt ähnlich sehen dem, was es in sich selber erlebt. Wir müssen uns klar sein, dass das, was ich da schildere, nicht eine Verarmung des kindlichen Lebens ist im 9. Jahre, sondern eine Bereicherung." Rudolf Steiner, GA 301, 8. Vortrag
„Das Wichtigste ist, dass das Kind weiß, dass es am Abend Gelegenheit gibt, sich sicher und behütet zu fühlen. Eine solche Gelegenheit kann Ängste nehmen.“ Hier dienen Einreibungen mit Körperöl und die Geschichten von Astrid Lindgren und Michael Ende. „Die lassen die Kindheit noch einmal so richtig aufleben und erzählen andererseits von selbstständigen Kindern.“ – Und sind vielleicht auch für die Eltern ein Trost in einer Zeit, in der sich eine subtile emotionale Distanz zwischen sie und ihr Kind einschieben kann. (Prof. Dr. med. David Martin, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin)