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Rudolf Steiner, 1861-1925, eine Bildbiographie

D. M. Hoffmann, A. Vinzens, N. Badenberg, S. Widmer (hrsg.), Basel, Rudolf Steiner Verlag, 2021.

Das Rudolf Steiner Archiv in Dornach hat viele seiner Schätze ausgepackt und eine Auslegeordnung hergestellt, die das Leben Rudolf Steiners in seiner Vielschichtigkeit, Fülle und Dichte zeigt. Zahlreiche Fotografien und Dokumente, jeweils kompetent und feinsinnig erläutert, führen in acht Kapiteln durch Rudolf Steiners Lebensgang. So wird ein völlig anderer Zugang zu diesem außergewöhnlichen Leben möglich. Es wird nicht linear als Entwicklung erzählt, dokumentiert werden vielmehr einzelne Situationen und Konstellationen, sodass ein Geflecht von Beziehungen und Begegnungen entsteht. Anstelle von biografischen Interpretationen und Schlussfolgerungen lassen die Herausgeber die Dokumente sprechen, sie erzeugen so eine dichte atmosphärische Nähe des Vergangenen, lassen aber durch Auswahl und Anordnung auch Hintergründiges und Zukunftsweisendes aufscheinen. Wer Rudolf Steiner anhand von Zeitzeugnissen kennenlernen will, wird hier visuell und gedanklich reich belohnt; wer sein Bild erweitern will, findet viel Unbekanntes, Ungesehenes und Ungelesenes. Wie man Rudolf Steiner auch sehen will, in diesem Buch kann man es auf mehreren Ebenen.

Mit über 800 farbigen Abbildungen

Rudolf Steiner, Das malerische Werk

mit Erläuterungen und einem dokumentarischen Anhang
R. Halfen und W. Kugler (hrsg.), GA K 13-16/52-56, Basel, Rudolf Steiner Verlag, 2007.

Diese Ausgabe vereinigt erstmals alle malerischen Werke Rudolf Steiners in einem handlichen Band, der zum Betrachten wie zum detaillierten Studium gleichermaßen einlädt. Er dokumentiert in hervorragenden Farb-Reproduktionen das malerische Œuvre Rudolf Steiners, von den Skizzen und Entwürfen für die Kuppelmalereien des Goetheanumsbaus über die Schulungs- und Motivskizzen für die Malschule am Goetheanum bis zu den Skizzen für die Fortbildungsschule am Goetheanum (sog. Friedwartsschule). Aquarelle und Aquarellskizzen in Pflanzenfarben.

265 meist farbige Abbildungen

Dornach

Dornach

1913 – 1919 Unter Rudolf Steiners Leitung und der Mitarbeit zahlreicher Künstler aus verschiedenen Ländern Errichtung des von ihm entworfenen Goetheanum  in Dornach/Schweiz, ein plastisch-organisch in Holz gestalteter Doppelkuppelbau. Künstlerische Arbeiten Steiners: Plastische Innen- und Außengestaltung (Entwürfe), Deckenmalereien (Entwürfe und teilweise Ausführung), Glasfenster (Entwürfe für die Motive), Holz-Skulptur (9m hoch), "Der Menschheitsrepräsentant" (Entwürfe und teilweise Ausführung). Die entscheidenden statischen Berechnungen der Doppelkuppel wurden durch Steiner selbst ausgeführt. Eheschließung mit Marie von Sivers (1914).

Im Umkreis des Goetheanum  entsteht nach und nach ein Ensemble von Wohn- und Zweckbauten nach Entwürfen Rudolf Steiners: Glashaus, Haus Duldeck, Heizhaus, Verlagshaus, Transformatorenhaus; später folgen das Atelierhaus (Haus de Jaager) und weitere Wohnhäuser. Der Dornacher Hügel wird zur Künstlerkolonie; u.a. siedeln sich zahlreiche russische Künstler  an, unter ihnen Assja Turgenieff, Andrej Belyj und Margarita Woloschin. Zahlreiche Vorträge über Kunst, Architektur, Zeitgeschichte und Geisteswissenschaft.

1917 Unter dem Titel  "Von Seelenrätseln"  erscheinen Steiners Forschungsergebnisse über die Dreigliederung des menschlichen Organismus (Nervensinnessystem, Rhythmi­sches System, Stoffwechsel-Gliedmaßensystem) und Ausführungen über das Verhältnis Anthropologie und Anthroposophie.
Nach Gesprächen mit dem Politiker Otto Graf Lerchenfeld über die Situation Mitteleuropas entstehen zwei Memoranden, in denen Steiner Perspektiven für eine soziale Neugestaltung des öffentlichen Lebens entwickelt.

1919 Eine in Zürich gehaltene Vortragsreihe über "Die soziale Frage" erscheint überar­beitet im April als Buch unter dem Titel  Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft .  Leitgedanke ist die "Dreigliederung des sozialen Organismus", d.h. die Entflechtung des Einheitsstaates in ein freies Geistesleben, ein demokratisches Rechtsleben und ein assoziatives Wirtschaftsleben.
In Vorträgen und zahlreichen Besprechungen mit Vertretern der Arbeiterschaft wie auch mit Industriellen engagiert sich Steiner für die Begründung von Betriebsräten.
Nach intensiven Vorbereitungen wird im Herbst in Stuttgart die Freie Waldorfschule als einheitliche Volks- und Höhere Schule eröffnet. Die Schirmherrschaft liegt in den Händen des Direktors der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik, Emil Molt. Die Leitung wird Rudolf Steiner übertragen, der diese bis zu seinem Tod 1925 innehat. - In pädago­gischen Kursen werden die Lehrer durch ihn auf ihre Aufgabe vorbereitet.
Am 24.Februar erste öffentliche Eurytmieaufführung unter der Leitung von Marie Steiner im Pfauentheater in Zürich.

1920 - 1925 Zahlreiche öffentliche Vorträge in Deutschland und im Ausland sowie Vortragszyklen für Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft u.a.  Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos / Anthroposophie als Kosmosophie / Der Mensch als Zusammenklang des schaffenden, bildenden und gestaltenden Weltenwortes / Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge .  Daneben wird Steiner immer häufiger gebeten, Vorträge und Kurse über fachspezifische Themen zu halten wie: Pädagogik, Medizin, Nationalökonomie, Theologie, Landwirtschaft, Physik, Schauspielkunst, Heilpädagogik u.a. - In Wien 1922  Ost-West-Kongreß, an dem Steiner Hauptvortragender ist.
Als Schulungsgrundlage für Maler schafft er eine Folge von Pastellskizzen und Aquarellbildern ("Naturstimmungen", "Friedwartskizzen") - (siehe HInweis links).
Zahlreiche Eurythmieaufführungen an verschiedenen Theatern in Deutschland und im Ausland, die Rudolf Steiner häufig mit einem kurzen Vortrag über die Grundaspekte dieser neuen Bewegungskunst  einleitet.
Unter Mitwirkung von Rudolf Steiner im Herbst 1922 Gründung der "Bewegung für religiöse Erneuerung" (Die Christengemeinschaft).
Anthroposophische Forschungsinstitute, Kliniken und weitere Schulen entstehen. Gründung der „Weleda“ für die Herstellung von Heilmitteln und Kosmetika.
In den Zeitschriften "Dreigliederung des sozialen Organismus" und "Das Goetheanum" erscheinen regelmäßig Aufsätze Steiners.

Brandruine 1923

1922 - 1923 In der Silvesternacht 1922/23 wird das Goetheanum durch Feuer zerstört. Die Arbeit - künstlerische Veranstaltungen und Vorträge - wird in der Schreinerei in unmittelbarer Nähe der Brandruine unvermindert fortgeführt. Für einen zweiten, in Beton gestalteten Goetheanum-Bau (Fertigstellung 1928), kann Rudolf Steiner infolge seiner Erkrankung im Herbst 1924 nur noch ein Außenmodell schaffen.
Angesichts des Wachstums der anthroposophischen Bewegung und der vielen neuen Aufgaben kommt es an der Weihnachtstagung 1923 in Dornach zu einer Neukon­stituierung der Anthroposophischen Gesellschaft, deren Vorsitz Rudolf Steiner nun selbst übernimmt, sowie zu einer Neugestaltung der Freien Hochschule für Geistes­­wissenschaft, ebenfalls unter seiner Leitung.  Die Hochschule wird gegliedert in drei Klassen, in denen eine vertiefte esoterische Arbeit angestrebt wird, sowie in Fachsektionen für Medizin, Schöne Wissenschaften, Bildende Künste, Redende und musikalische Künste, für das Geistesstreben der Jugend, Mathematik und Astronomie, Naturwissenschaften, Pädagogik und Anthroposophie.

1924 - 1925 Im Herbst 1924 Beginn des Krankenlagers. Die immens angewachsene Vortrags- und Kurstätigkeit bricht jäh ab. Während des Krankenlagers Fortsetzung der Niederschrift seiner Autobiographie: Mein Lebensgang. In Zusammenarbeit mit der Ärztin Ita Wegman entsteht die Schrift Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst.
In "offenen" Briefen und "Leitsätzen" wendet er sich regelmäßig an die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft und gibt ihnen Anregungen für eine spirituelle Vertiefung ihrer Arbeit.


Am 30. März 1925 stirbt Rudolf Steiner in Dornach b. Basel.

Diese Chronik wurde von Dr. Walter Kugler zusammengestellt.

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Peter Selg, Rudolf Steiner 1916 und die Herausforderung der Gegenwart, Arlesheim, Verlag des Ita Wegman Instituts, 2016.

«Man wird in weitesten Kreisen der Welt in verhältnismäßig gar nicht langer Zeit dasjenige, was sogar hier vielfach heute verleugnet wird von älterer mitteleuropäisch-geistiger Gesinnung, mit Sehnsucht ergreifen.» (Rudolf Steiner)
Eine Betrachtung zum Kriegsjahr 1916 und zu Rudolf Steiners Einsatz in ihm – sowie zur Gegenwart des Jahres 2016,  zu Navid Kermani, zu den Flüchtlingsströmen, europäischen Abgründen und Chancen.